(ots) - Ägyptens General Sisi agiert auf dem Weg zum Thron
mit der Präzision eines Schachstrategen. Seine Züge erfolgen ohne
Hast, wohlbedacht, präzise - und erbarmungslos. Gut einen Monat nach
529 Todesurteilen gegen politische Gegner wurden am Montag erneut
deren 683 ausgesprochen. Die Unterstellung, dass die dergestalt
strafenden Richter kaum mehr als Bauern auf dem Schachbrett der
Generale sind, ist nicht sehr verwegen, wird sie doch in Ägypten von
den Akteuren selbst nicht bestritten. Immer wieder haben ägyptische
Richter zuletzt nach politischen Prozessen verkündet - sogar mit
Stolz -, sie exekutierten den »Volkswillen«. Nun also hundertfach in
des Wortes grausamster Bedeutung. Nach der ersten Massenverurteilung
hörte Sisi, der sich immer häufiger auf den »Volkswillen« beruft,
sehr genau auf das Echo in Übersee. Was er hörte, muss ihn nicht
erschreckt haben. In Washington hat man zwar ein wenig gemault,
mahnte pflichtgemäß eine sorgfältige Überprüfung an, signalisierte
dann aber schon Zufriedenheit, als ein Teil der Verurteilten zu
Haftstrafen »begnadigt« wurde. Und als vergangene Woche die USA auch
noch den Waffenlieferstopp aufhoben, hieß das für Sisi: Man lässt uns
gewähren und setzt künftig auf uns als Pentagon-Vorposten in Kairo.
Die Putschgenerale sehen nun auch keine Notwendigkeit mehr, die
»Bewegung des 6. April« zu tolerieren. Die Re-Mubarakisierung des
Nil-Landes soll keine Hängepartie werden. Jetzt wird der Matchgewinn
angestrebt.
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