(ots) - Historische Vergleiche hinken - zumindest, wenn sie
1:1 angewendet werden: Die Krim 2014 ist eben nicht das Sudetenland
1938, und die Zerrissenheit der Ukraine ist weder mit den Teilungen
Polens durch benachbarte Großmächte gleichzusetzen noch mit dem
Zerfall Jugoslawiens. Das verbietet aber nicht den Hinweis auf
gewisse Parallelen. Offensichtlich ist, dass Moskau die Dinge aus dem
Ruder laufen: Milizenführer machen längst ihr eigenes Ding -
inklusive Entführung, Folter, Ermordung missliebiger Zeitgenossen.
OSZE-Bebobachter werden verschleppt, erst als "Spione" beschuldigt
und dann zynisch als "Gäste" vorgeführt. Das kann auch Moskau nicht
gefallen, zumal Russland Mitgliedsstaat der OSZE ist. Es erinnert
fatal an jene serbischen Freischärler, die in den 90er-Jahren
ebenfalls OSZE-Beobachter kidnappten, um sie als menschliche
Schutzschilde einzusetzen. Auch damals stellte sich Moskau in
slawischer Nibelungentreue hinter das Brudervolk und schaute selbst
bei Morden, Massenvergewaltigungen und "ethnischen Säuberungen" durch
die Tschetnik-Banden zu. Am Ende waren der Terror und die
Flüchtlingsströme so groß, dass die NATO eingriff - Moskau aber
verlor Einfluss und Ansehen. So weit sollte es Putin dieses Mal nicht
kommen lassen, denn es würde noch teurer für Russland werden.
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