(ots) - Wenn man etwas zu feiern hat, dann tut man das
gemeinhin mit Freunden. Und wenn ein Freund gerade im Feuer steht,
dann springt man ihm bei. Zwei Kerntugenden, die gerade Gerhard
Schröder ziemlich übel genommen werden. Der Grund liegt - scheinbar -
auf der Hand. Sein Kumpel Wladimir aus St. Petersburg ist derzeit
einer der unbeliebtesten Politiker weltweit. Und auch der Altkanzler
tut sich - scheinbar - keinen Gefallen, seinen 70. mit Pomp und Putin
in Petersburg nachzufeiern; frei nach dem Motto: "Hol' mir mal 'ne
Flasche Krimsekt!" Doch diese Empörung ist ziemlich wohlfeil - und
vor allem ist sie voreilig. Gerhard Schröder ist dies- und jenseits
seiner Kanzlerschaft als Mann klarer Worte bekannt. Und er ist einer
der wenigen Westpolitiker, die einen unmittelbaren Zugang zum
Alphatier Putin haben - der russische Präsident hört auf seinen
Freund und Gas-Lobbyisten Gerd. Wer sagt eigentlich, dass hinter
verschlossenen Türen nicht auch ordentlich Klartext gesprochen wurde
in St.
Einander gehörig die Meinung zu sagen, wenn es denn notwendig ist.
Wer jetzt also mahnend mit dem Finger auf den Altkanzler zeigt und
den Besuch als verwerflich geißelt, sollte sich auch klar darüber
sein, was denn die Alternative zum freundschaftlichen Dialog wäre.
Wer nicht miteinander redet, der kann auch nicht auf den anderen
hören. Deutschland und die EU müssen mit Russland im Gespräch
bleiben; alles andere würde die ohnehin kritische Situation nur noch
mehr eskalieren lassen. Und daran kann hierzulande nun wirklich
niemandem gelegen sein. Insofern könnte sich Schröders Reise noch als
durchaus dienlich herausstellen. Putin wieder ins Boot zu holen und
seinen Einfluss auf den Kreml-Chef zugunsten einer diplomatischen
Lösung des Ostukraine-Konflikts geltend zu machen - das wäre ein
wahrer Freundesdienst Schröders. Nicht nur an Putin, sondern an der
ganzen Welt.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de