(ots) - Eigentlich könnte die Kanzlerin ja ganz froh
darüber sein, dass das leidige Thema NSA bei ihrem Besuch im Weißen
Haus in den Hintergrund tritt. Deutsche Datenschutzbedenken sind
angesichts rollender Panzer in Osteuropa nicht das Topthema. Zu
befürchten steht allerdings, dass die Kanzlerin auch in Sachen
Ukraine ohne Klartext auskommen wird. Der wäre aber notwendig, nicht
nur aus deutscher, sondern aus europäischer Sicht. Dass der
republikanische Senator John McCain die Kanzlerin für ihre angeblich
industriehörige Politik gegenüber Russland schilt, ist zwar rüpelhaft
formuliert, umschreibt im Kern jedoch auch Präsident Obamas Haltung.
Härte zeigen gegen Russland lässt sich aus der Distanz problemlos.
Die Europäische Union jedoch ist eine ineinander verwobene Einheit,
in der man (gottseidank) nicht mehr einfach losdrischt. Und Härte
zeigen gegen Russland lässt sich natürlich auch, wenn man eigene
energiepolitische Interessen hat. Wenn sich Angela Merkel also schon
nicht durchsetzen kann bei diesem USA-Besuch, sollte sie wenigstens
vermeiden, zusätzliches Öl ins ukrainische Feuer zu gießen. Und die
amerikanischen Freunde vielleicht einmal fragen, weswegen sie denn so
innige Wirtschaftsbeziehungen zum Steinzeit-Staat Saudi-Arabien
pflegen. Um westliche Werte zu wahren, gewiss nicht.
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