(ots) - Auf den ehemaligen luxemburgischen Premierminister
und heutigen Spitzenkandidaten der Konservativen bei der Europawahl,
Jean-Claude Juncker, kommen im Zusammenhang mit einer
Geheimdienstaffäre in Luxemburg neue Fragen zu. Wie das Hamburger
Magazin stern in seiner am Donnerstag erscheinenden Ausgabe
berichtet, ist seine Rolle im Zusammenhang mit angeblichen Konten
eines ehemaligen afrikanischen Staatschefs bei der Bayerischen
Landesbank in Luxemburg bis heute ungeklärt.
Dem stern liegen Unterlagen vor, denen zufolge der ehemalige
Staatschef von Kongo-Brazzaville, Pascal Lissouba, auf Konten der
BayernLB in Luxemburg zeitweise um die 155 Millionen US-Dollar
angelegt haben soll. Über diese Dokumente verfügte auch der
luxemburgische Geheimdienst.
Juncker wurde im Jahr 2006 von der Spitze seines Geheimdienstes
über das angebliche Lissouba-Konto unterrichtet, informierte
seinerseits aber nicht die Justiz. Dafür hatte ihn im vergangenen
Jahr bereits ein Untersuchungsausschuss des Luxemburger Parlaments
kritisiert.
Die BayernLB hatte bisher nie öffentlich Stellung zu Berichten
über das Lissouba-Konto genommen. Inoffiziell wird in München
beteuert, die Konten habe es nie gegeben. Doch eine ganze Reihe von
Dokumenten, die dem stern vorliegen, scheinen den Verdacht zu
erhärten, darunter eine von Lissouba selbst unterzeichnete und
notariell beglaubigte Vollmacht vom 2. Juli 2001. Darin ermächtigte
der Kongolese einen belgischen Geschäftsmann, "alle notwendigen
Maßnahmen" zu treffen, um für ihn seine Konten bei der BayernLB zu
verwalten. In einem weiteren Papier ist die Rede davon, wie man -
gegen 15 Millionen Euro Provision - "mindestens 140 Millionen
US-Dollar" von den BayernLB-Konten zur Arab Tunisian Bank schaffen
könne.
Die Unterlagen zu dem Konto, über die Juncker 2006 informiert
wurde, stammten ursprünglich aus dem Fundus des ehemaligen
luxemburgischen Rechnungshofpräsidenten Gérard Reuter. Er erhob im
vergangenen Jahr in einer dem stern vorliegenden eidesstattlichen
Erklärung weitere Vorwürfe: Bereits "im Lauf der 90er Jahre" habe er
etwas über ein Lissouba-Konto bei der Bayerischen Landesbank gehört.
Damals sei die Luxemburger Regierung sogar von "französischen wie
deutschen Amtskollegen" um Unterstützung für den Kongolesen gebeten
worden.
Juncker selbst ließ Fragen des stern zu dem Konto und seiner Rolle
in der Sache unbeantwortet.
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