(ots) - Angesichts der extrem niedrigen Inflationsrate im
Euroraum spricht sich die geldpolitische Expertin des
gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und
Konjunkturforschung, Silke Tober, für ein Eingreifen der Europäischen
Zentralbank (EZB) aus. "Schon seit Längerem wird das eigene
Inflationsziel von 1,9 Prozent nicht erreicht", so Tober im Interview
mit der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland"
(Donnerstagausgabe). Genauso wie die Mehrzahl der Experten rechnet
Tober aber nicht mit einer Zinsentscheidung des EZB-Rats am
Donnerstag. Tober hält eine expansivere Geldpolitik angesichts der
hohen Arbeitslosigkeit in der Währungsunion dennoch für notwendig.
"Die Wirtschaft müsste im Euroraum (...) über mehrere Jahre um
mindestens drei Prozent wachsen, damit die Arbeitslosigkeit
nennenswert sinkt", so Tober. Bei einer nahezu handlungsunfähigen
Fiskalpolitik sei dies ohne einen geldpolitischen Impuls schwer
vorstellbar. Als mögliche Maßnahmen nennt Tober neben der
Herabsenkung des Leitzinses auf Null negative Zinsen auf Einlagen bei
der EZB, den Kauf von Anleihen kleinerer und mittlerer Unternehmen
sowie von Staatsanleihen von Krisenländern. Zudem könnte die EZB
"damit aufhören, die Mittel aus dem Markt zu nehmen, die sie in den
Jahren 2010 und 2011 durch den Kauf von Staatsanleihen in den
Wirtschaftskreislauf gepumpt hat", so Tober.
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