(ots) - Das Risiko, dass bei der Fußball-WM in Brasilien von
der Wettmafia Spiele verschoben werden, ist offenbar größer als
bisher angenommen. Nach Ansicht des renommierten Wettbetrugsexperten
Declan Hill sind die Gegenmaßnahmen des Fußballweltverbandes FIFA
wirkungslos. Insbesondere das Frühwarnsystem, mit dem der Wettmarkt
beobachtet wird, hält Hill für ungeeignet. "Das Frühwarnsystem ist
ein Witz", sagte er der ARD-Recherche-Redaktion Sport. Es gebe mehr
als 20.000 Internetseiten, auf denen man wetten könne. "Das System
überwacht aber gerade einmal 400 europäische Webseiten. Die Wettpaten
operieren aber in Asien", so Hill. Zudem sei die Geldmenge, die bei
Weltmeisterschaften gesetzt werde, so groß, dass ungewöhnliche
Wettbewegungen gar nicht auffallen würden.
Besonders anfällig für Spielverschiebungen sind nach Hills Meinung
vor allem Spieler der Teams aus Afrika oder Mittelamerika. Sie würden
von den Millionen-Prämien, die die Verbände von der FIFA bekommen,
nur einen Bruchteil erhalten. "Die Spieler werden ausgebeutet, und
jeder in der Welt des Fußballs weiß das." Hill ist sich sicher, dass
die FIFA das Problem der Spielmanipulation bei der WM einfach lösen
könnte, wenn sie die Spieler direkt, in einer Art Prämienmodell,
bezahlen würde. "Jeder Spieler bekäme ein Minimum-Gehalt von
vielleicht 50.000-60.000 Dollar pro Spiel. Für jedes Tor gibt es
einen Bonus, ebenso, wenn man als Torwart oder Abwehrspieler ohne
Gegentor bleibt", schlägt der Kanadier vor. "Das würde
Wettmanipulation bei der Weltmeisterschaft mit einem Schlag
ausrotten."
Laut dem ehemaligen FIFA-Direktor Guido Tognoni sind bereits bei
vergangenen Weltmeisterschaften Spiele manipuliert worden. "Ich habe
mit Leuten gesprochen, die sagen, sie können jedes Spiel
manipulieren, und die haben mir Beispiele gezeigt, die waren für mich
erschütternd", so der Schweizer gegenüber der ARD-Recherche-Redaktion
Sport. Um welche Partien es sich dabei handelte, wollte Tognoni
allerdings nicht sagen.
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