(ots) - Da können sich der Nationalmannschaftsmanager, der
Assistenztrainer und der DFB-Generalsekretär noch so sehr bemühen und
Süßholz raspeln. Den Eindruck, hier in der Einöde von Santo André sei
ein Ufo gelandet, vermögen auch Oliver Bierhoff, Hansi Flick und
Helmut Sandrock auf der ersten Pressekonferenz in Brasilien nicht zu
vertreiben. Die deutsche Nationalmannschaft hat in einer einfachen
Gegend im Norden Brasiliens Quartier bezogen, lebt aber wie auf einem
eigenen Planeten. Daran ändern auch Grußbotschaften in Landessprache
und der Empfang einer Gruppe von Pataxó-Indianern beim öffentlichen
Training nichts. Polizei, Militärs und eigenes Sicherheitspersonal
schotten Mannschaft, Trainer und Begleiter ab, wie man es sonst nur
von hohen Staatsgästen kennt. Bestenfalls sieben Mal wird der Tross
sein Quartier im brasilianischen Nirgendwo verlassen und in den
großen Metropolen des Landes Fußball spielen, um im Idealfall
Weltmeister zu werden. Diesem Ziel ordnet der DFB alles unter,
schafft die seiner Meinung nach perfekten Arbeitsbedingungen.
Ablenkungen, so viel steht jetzt schon fest, bietet das Leben im
DFB-Kosmos in Santo André nicht. Der Verband weiß, wie leicht ihm das
alles als abgehoben und unverhältnismäßig ausgelegt werden kann; erst
recht, wenn am Ende nicht das große Ziel, der Gewinn der
Weltmeisterschaft, erreicht wird. Deshalb geben sich die deutschen
Gäste volksnah, auch wenn man bestimmt niemals einen Nationalspieler
beim Bummel durch Santo André erleben wird. Planungsweltmeister sind
die gründlichen Deutschen schon jetzt. Und trotzdem sind Pannen nicht
ausgeschlossen. Als die Mannschaft am Sonntag kurz nach ihrer Ankunft
in Porto Seguro mit der Fähre zur Halbinsel übersetzen wollte, die
jetzt die Heimat der Spieler ist, da blieb der Mannschaftsbus beim
Verlassen der Fähre stecken und legte erst einmal den kompletten
Verkehr lahm. Vielleicht kann man das als Mahnung verstehen: Bei
allem Ehrgeiz, bei aller Präzision und deutscher Wertarbeit sollte
der Spaß nicht zu kurz kommen. Gerade im Fußball entscheiden oft
Intuition, Fantasie und Spontaneität, wenn man Außergewöhnliches
erreichen will.
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