(ots) - Nach der Geheimdienstaffäre um den früheren
NSA-Mitarbeiter Edward Snowden fordert die ehemalige Außenministerin
der USA, Hillary Clinton, einen Neubeginn der nachrichtendienstlichen
Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den USA. "Ich bin davon
überzeugt, dass wir mehr Dialog und Austausch von Informationen
brauchen, auf der höchsten Ebene unserer Regierungen", sagte Clinton
in einem Interview mit dem stern. "Wir müssen unser Vertrauen und
unsere Zusammenarbeit wieder herstellen und vertiefen. Wir müssen
noch viel mehr Informationen austauschen, die uns gegenseitig
betreffen."
Sie könne die Empörung nach der Enthüllung, dass selbst Angela
Merkels Handy von der NSA abgehört wurde, sehr gut verstehen, sagte
Clinton. "Ich wäre genauso wütend, wie die Deutschen es sind. Ich
würde verlangen, dass mein Freund und Verbündeter mit dem Lauschen
sofort aufhört. Ich würde fordern, dass er auch in Zukunft nicht die
Mittel hat, mein Handy abzuhören."
Ein so genanntes No-Spy-Abkommen hält Hillary Clinton allerdings
für überflüssig. "Das wäre nicht flexibel genug", sagte sie zum
stern. "Ich glaube nicht, dass dafür ein schriftlicher Vertrag das
richtige ist. So etwas sollte erst gar nicht notwendig sein."
Gegenüber Edward Snowden würde Clinton keine Gnade walten lassen,
auch einen juristischen Deal hielte sie nicht für vertretbar. "Er hat
das Gesetz gebrochen. dafür muss er bei uns vor Gericht gestellt
werden", sagte sie. Den Schaden, den Snowden mit seinen Enthüllungen
angerichtet habe, bezeichnete Clinton als unberechenbar. "Er hat ganz
klar al-Kaida geholfen. Die sind nicht blöd, die können sehen, was
Snowden den Journalisten gab, und wissen: Okay, so können wir das in
Zukunft nicht mehr machen."
Hillary Clinton gilt derzeit als größte Hoffnung der Demokraten
für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2016. Sie selbst will sich aber
erst frühestens Ende des Jahres entscheiden, ob sie als Nachfolgerin
für Barack Obama kandidieren wird. Würde sie gewählt werden, wäre sie
die erste Frau an der Spitze der größten Weltmacht. Mit Blick auf
Angela Merkel, die sie bewundere, sagte Clinton: "Ich weiß: Da sind
wir weit hinter euch in Deutschland zurück. Natürlich will ich, dass
auch die USA bald eine Frau an der Spitze haben. Und ich werde alles
dafür tun, dass das auch passiert. Aber ich weiß noch nicht, ob ich
es sein werde."
Das vollständige Gespräch mit Hillary Clinton erscheint am
Mittwoch im stern, der wegen Fronleichnam bereits einen Tag früher
als üblich ausgeliefert wird.
Einen Auszug aus dem Gespräch finden Sie unter:
www.stern.de/2117095.html
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