(ots) - Im Sport ist die Sache klar: der zweite Sieger hat
keinen Anspruch auf die Goldmedaille - auch wenn er noch so engagiert
gekämpft hat. Im Poker um die Macht in Brüssel hätte die SPD diese
sportliche Selbstverständlichkeit gerne außer Kraft gesetzt - und
ihren Spitzenkandidaten Martin Schulz zum mächtigen deutschen
Vertreter in der EU-Kommission gemacht. Kein Zweifel: Martin Schulz
könnte den Job in der EU-Exekutive. Und er hat maßgeblich Anteil
daran, dass in Deutschland diesmal mehr Bürger ihre Stimme abgaben
als sonst bei Europawahlen. Doch warum sollte Bundeskanzlerin Angela
Merkel einen Aufstand in ihrer Partei provozieren, weil sie einen
Schlüsselposten für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit ohne Not dem
Juniorpartner in der Großen Koalition überlässt, der ohnehin schon
überproportional stark in dem Bündnis vertreten ist? Es gibt keinen
triftigen Grund. Zumal SPD-Chef Sigmar Gabriel offenbar frühzeitig
signalisiert hat, dass ihm die Personalie Martin Schulz nicht so viel
wert ist, dass er dafür die Große Koalition in Berlin infrage stellt.
So bekommt der Rheinländer eine zweite Amtszeit als
EU-Parlamentspräsident - kein schlechter Trostpreis für einen prima
Wahlkampf, der mit einer Niederlage endete.
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