(ots) - Achilles, der Schwertkämpfer, taugte in der antiken
Mythologie noch zum Helden - der Bogenschütze Paris hingegen, der ihn
am Ende durch einen Schuss in die Ferse tötete, galt als Feigling.
Anno 1139 ächtete Papst Innozenz II. die weitreichende und
durchschlagskräftige Armbrust als ehrlose Waffe. Es ist eine zutiefst
archaische Debatte, die aktuell um die Anschaffung von bewaffneten
Drohnen für die Bundeswehr geführt wird. "Kampfdrohnen entgrenzen den
Einsatz militärischer Gewalt", barmt die Grünen-Abgeordnete Agnieszka
Brugger - als ob die asymmetrischen Kriege unserer Zeit noch mit
aufgepflanztem Bajonett Mann gegen Mann geführt würden. Die Bedenken
und Argumente der Kampfdrohnen-Gegner sprechen allen in Afghanistan
gemachten Erfahrungen Hohn. Es gebe keine Fähigkeitslücke bei der
Bundeswehr, behauptet etwa SPD-Wehrexperte Rainer Arnold. Dabei
sollte der Abgeordnete bei seinen unzähligen Truppenbesuchen bemerkt
haben, dass die Bundeswehr in Afghanistan selbst Aufklärungsdrohnen
in Israel leasen muss. Sein Fraktionskollege Hans-Peter Bartels
verweist auf Jagdbomber und Kampfhubschrauber der Bundeswehr zur
Unterstützung der Bodentruppen. Nichts davon stand in Afghanistan zur
Verfügung, aus sehr unterschiedlichen Gründen. Dafür waren deutsche
Soldaten auf Patrouille froh, wenn sie wenigstens US-Kampfdrohnen in
ihrer Nähe wussten. Man darf auch überlegen, ob die Zahl der zivilen
Opfer bei dem verheerenden Bombardement von Kundus 2009 geringer
ausgefallen wäre, wenn die Deutschen sofort in der Lage gewesen
wären, präzise eigene Kampfdrohnen einzusetzen. Die schrille Debatte
um "Killerautomaten" ignoriert, dass Kampfdrohnen im Vergleich zu
einfacheren Waffen die Distanz eher verkürzen: Eine Granate, aus 30
Kilometer Entfernung abgefeuert, lenkt niemand mehr um. Die Drohne
ist näher dran, auch wenn ihr Pilot Hunderte oder gar Tausende
Kilometer entfernt sitzt. Wer wann und unter welchen Umständen auf
den Knopf drücken darf, das freilich haben bei einer Parlamentsarmee
wie der Bundeswehr nicht zuletzt die Abgeordneten zu entscheiden.
Aber man wird das Gefühl nicht los, dass viele von ihnen sich genau
vor dieser - zugegeben schwierigen - Entscheidung drücken wollen. Wie
schön, dass man dabei wenigstens auf die bösen Amis zeigen kann.
Dabei muss niemand deren umstrittene Drohnen-Einsätze gegen
mutmaßliche Terroristen kopieren. Es sollte in der deutschen
Diskussion vielmehr darum gehen, die eigenen Soldaten bestmöglich zu
schützen. Das ist man ihnen nämlich schuldig, wenn man sie in einen
Einsatz geschickt hat. Das Spiel auf Zeit hingegen ist
verantwortungslos.
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