(ots) - An den Häusern in Mossul prangt der arabische
Buchstabe "N". "N" steht für "Nasara" - "Nazarener" oder "Christen".
Sie sollen gefunden, vertrieben, zwangskonvertiert oder getötet
werden. Mit nacktem Terror gehen die Islamisten der ISIS-Bewegung
derzeit gegen irakische Christen, aber auch gegen schiitische und
jesidische Muslime vor. Und die Weltöffentlichkeit schaut weg. Einige
wenige Stimmen aus den Kirchen, einige Menschenrechtsorganisationen,
dazu die Bundestagsabgeordneten Kerstin Griese (SPD) und Franz Josef
Jung (CDU) - auch in Deutschland scheint kaum zu interessieren, dass
1600 Jahre alte christliche Klöster geschändet werden. Dass
Kathedralen abbrennen und Menschen wegen ihrer Religion in
Lebensgefahr schweben. Dass eine Verfolgung von Andersdenkenden
stattfindet, die zunehmend an die Pogrome des Nationalsozialismus
erinnert. Der Vormarsch der militanten Islamisten rüttelt an den
Grundfesten der Zivilisation. Da reicht es nicht, dass sich Vertreter
des deutschen Islam immer und immer wieder von Fanatikern aller Art
distanzieren. Das ist zwar politisch geboten und menschlich
anerkennenswert, faktisch aber ist es viel zu wenig. Denn bislang
haben Islamisten auf muslimische Stimmen aus dem Westen nie gehört.
Deswegen braucht es weltweite Zeichen des Islam gegen Menschen, die
die Religion Mohammeds zum Gewaltexzess missbrauchen. Zeichen, die so
stark sind, dass schließlich auch die religiösen Führer vor Ort
Gruppen wie die ISIS unüberhörbar laut verdammen. Bislang bleibt der
Staatengemeinschaft nur die Schadensbegrenzung: Dringend nötig ist
eine Stabilisierung Kurdistans, des letzten einigermaßen sicheren
Teils des Irak. Noch wichtiger ist es, den Blick auf die Flüchtlinge
zu richten: Wer von den ISIS-Terroristen aus seiner Heimat vertrieben
wird, muss eine Chance haben, die Sicherheit der westlichen Welt zu
erreichen. Großzügige Kontingentlösungen für alle betroffenen
Minderheiten sollten deswegen auch für Deutschland das Gebot der
Stunde sein.
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