(ots) - Brasilien will als Gastgeber bei den Olympischen
Sommerspielen 2016 in Rio de Janeiro ein ähnliches Fiasko wie bei der
Fußball-Weltmeisterschaft verhindern. Die brasilianischen Athleten
sollen bei den Spielen mindestens 27 Medaillen gewinnen und damit
zehn mehr als noch 2012 in London. Nach Informationen der
ARD-Recherche-Redaktion Sport hat das Nationale Olympische Komitee
Brasiliens (COB) 40 Trainer aus dem Ausland engagiert, um das eigene
Team unter die Top-Ten im Medaillenspiegel zu führen. Wie Brasiliens
Sportdirektor Marcus Vinicius Freire auf Anfrage mitteilt, sei das
zwar eine schwierige Aufgabe. Man wolle das Ziel aber erreichen,
indem "wir in unseren traditionellen olympischen Sportarten wie
Volleyball, Beach-Volleyball, Segeln, Judo und Schwimmen noch mehr
Medaillen holen als sonst. Zusätzlich wollen wir in neuen Sportarten
richtig erfolgreich sein, etwa im Turnen, Kanu, Boxen, Schießen und
Handball. Wir konzentrieren uns beim Kampf um die Medaillen auf 18
der 41 Sportarten." Erstmals würden den brasilianischen Athleten für
den Gewinn von Medaillen auch Prämien bezahlt. In welcher Höhe stehe
noch nicht fest.
Der sogenannte "Medaillen-Plan" wird von der Regierung voll
unterstützt. Dem brasilianischen Sport steht so viel Geld zur
Verfügung wie noch nie. Allein das COB kann auf rund 85 Millionen
US-Dollar pro Jahr zurückgreifen. Doch es gibt Kritik am Vorgehen von
Politik und COB. Alberto Murray Neto, Rechtsanwalt und ehemaliges
COB-Mitglied, zweifelt daran, dass die enormen Investitionen den
Sport in Brasilien nachhaltig weiter bringen. Gegenüber der
ARD-Recherche-Redaktion Sport erklärte er: "Das ganze Geld wird jetzt
in den Spitzensport gesteckt. Damit es bei Olympia 2016 kein
sportliches Fiasko gibt. Leute haben Angst davor, was nach 2016 aus
dem Sport in Brasilien wird. Denn Kinder und Jugendliche, die unsere
Zukunft bei Olympischen Spielen sind, bekommen immer noch keine
Unterstützung. Nur etwa 12 Prozent der öffentlichen Schulen in
Brasilien haben eine Sportanlage. Viele Schüler haben also keinen
Sportunterricht."
Alberto Murray Neto kritisiert auch, dass die Verteilung der
Gelder innerhalb des Sport-Systems nicht transparent genug ist. "Wir
wissen zum Beispiel nicht, wie viel die ausländischen Trainer und
Berater verdienen. Und außerdem gibt es auch in Brasilien sehr gute
Trainer, die nur nicht unterstützt werden. Ich glaube auch nicht,
dass Trainer aus dem Ausland in zwei Jahren aus brasilianischen
Athleten Medaillengewinner machen können." COB-Sportdirektor Marcus
Vinicius Freire ist dagegen zuversichtlich und verweist auf die
Fortschritte, die die brasilianischen Athleten schon gemacht hätten.
Im vergangenen Jahr habe man bei Weltmeisterschaften 27 Medaillen
geholt. Man sei, so der Sportdirektor, also voll im Plan.
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