(ots) - Es war ein kurzes Zeichen der Hoffnung: Israel
hatte seine Soldaten und Panzer aus dem Gazastreifen abgezogen, für
drei Tage schwiegen die Waffen, indirekte Gespräche in Kairo zwischen
Israel und Repräsentanten der Palästinenser sollten zu einer
längerfristigen Lösung führen. Doch die Waffenruhe war wieder einmal
nur von kurzer Dauer - noch bevor sie abgelaufen war, signalisierte
die radikalislamische Hamas deren Ende. Nun fliegen also wieder
Raketen Richtung Israel, und Israel reagiert mit Angriffen aus der
Luft. Wie dieser Teufelskreis aus tiefem Hass, aus Rache und
Vernichtungswahn durchbrochen werden kann - niemand weiß es. Und
schlimmer noch: Kaum einer mag mehr daran glauben, dass dies
überhaupt noch gelingen kann. "Wir Israelis haben eine schizophrene
Selbstwahrnehmung. Wir kultivieren ständig die eigene Stärke, hören
aber nicht auf, uns als schwach und bedroht wahrzunehmen", sagt die
israelische Soziologin Eva Illouz über ihr Land. Und sie spricht vom
Verlust der "humanitären Sensibilität" vieler Israelis. Früher seien
Palästinenser Teil des israelischen Alltags gewesen. Nach dem Bau der
fast 800 Kilometer langen Mauer zwischen Israel und dem
Westjordanland habe sich das geändert. "Jetzt sehen wir die
Palästinenser fast ausschließlich als ,Terroristen', ohne Gesicht und
ohne Namen", lautet Illouz' Einschätzung. Und die Palästinenser? Sie
sehen in Israel eine Besatzungsmacht, die sie permanent kontrolliert,
drangsaliert und ihnen durch ihre unrechtmäßige Siedlungspolitik
immer weniger Lebensraum lässt. Auch die Palästinenser fühlen sich
durch Israel in ihrer Existenz bedroht. Was also tun? Wer kann
vermitteln in diesem scheinbar unlösbaren Nahost-Konflikt? Kann es
Ägypten? Eher jedenfalls als die USA. Trotz vieler Anläufe und hehrer
Absichten ist US-Außenminister Kerry mit seiner Pendeldiplomatie
gescheitert. Ägypten immerhin ist neben Jordanien das einzige
arabische Land, das einen Friedensvertrag mit Israel unterzeichnet
hat und über sehr gute Kontakte zu Tel Aviv verfügt. Inwieweit eine
EU-Mission unter deutscher Führung zur Grenzkontrolle des
Gazastreifens sinnvoll wäre, wie von Israels Außenminister Lieberman
gewünscht, ist derzeit schwer zu sagen. Solange die Waffen aber nicht
verlässlich schweigen, ist eine solche Mission nur ein
Himmelfahrtskommando.
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