(ots) - Es bleibt unklar, wie Michael Brown ums Leben kam.
Ob ein Polizist im Streifenwagen den Teenager schikanierte, nur weil
er mit einem Freund auf der Straße lief statt auf dem Bürgersteig,
oder ob der Beamte schoss, nachdem ihn der 18-Jährige angegriffen
hatte - die Ermittler des FBI werden irgendwann Antworten auf offene
Fragen geben. Brown war kein Unschuldslamm, er stahl am selben Tag
Zigarillos aus einem Laden und bedrohte den Verkäufer, als der
einschreiten wollte. Die Skizze des sanften Riesen, die anfangs in
Umlauf war, sie ist eher ein Zerrbild. Nur: Erstens wusste der
patrouillierende Beamte gar nichts von dem Ladendiebstahl, als er
Brown stoppte. Es gibt keinen Zusammenhang mit den Todesschüssen. Was
die Frage aufwirft, wieso die in die Kritik geratene Polizeitruppe es
überhaupt veröffentlichte, das Video einer Überwachungskamera aus
besagtem Laden. Zweitens war der Tod des Jungen nur der
sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Im
Vorortgürtel um St. Louis entladen sich Spannungen, die sich über
Jahre angestaut hatten. Die Hauptschuld trägt eine vornehmlich weiße
Polizeitruppe, deren Anblick im mehrheitlich schwarzen Ferguson an
die Südstaaten in Zeiten der Rassentrennung denken ließ: an
Birmingham, Alabama, um 1963. Wie bis an die Zähne bewaffnete
Einsatzkommandos dann auf die Proteste reagierten, das hat den
Eindruck nur noch verstärkt. Panzerwagen, Tränengas, Gummigeschosse:
Bilder, mit denen man eher die US-Armee im Irak des Jahres 2004
assoziiert als den Mittleren Westen des Jahres 2014. Kein Wunder,
dass mancher Ferguson schon mit Falludscha gleichsetzt. Kein Wunder,
dass besorgte Senatoren von einer Militarisierung der Polizei
sprechen. Dies liegt auch an einem irrsinnig anmutenden Programm des
Pentagon. Um überzähliges Kriegsgerät aus den Feldzügen in
Afghanistan und Irak nicht verschrotten zu müssen, hat das
Verteidigungsressort Waffen und Ausrüstung im Wert von 4,3 Milliarden
Dollar an Amerikas Polizeikräfte verhökert. Eine fatale
Fehlentwicklung. Wer einen solchen Hammer besitzt, für den scheint
jedes Problem nur ein Nagel zu sein.
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