(ots) - Der Zustrom hört nicht auf, wie sollte er auch? Ob
in Syrien, Libyen, im Irak, in der Ost-Ukraine oder im Gaza-Streifen
- mit jedem neuen Krieg wächst die Zahl der Menschen, die von heute
auf morgen ihr Haus, ihr Dorf, ihre Stadt verlassen müssen, um ihr
Leben zu retten. In Syrien zum Beispiel ist ein regelrechter Exodus
zu beobachten: Seit sich Anfang 2011 zunächst friedliche Proteste
gegen den Dikatator Baschar al-Assad zu einem Bürgerkrieg
ausweiteten, ist etwa die Hälfte der Bevölkerung geflohen. Schon
lange sind Länder wie Libanon, Jordanien oder die Türkei alleine
nicht mehr in der Lage, diese Menschen aufzunehmen, beziehungsweise
menschenwürdig unterzubringen und zu versorgen. Um so wichtiger ist
die konzertierte Hilfe der Weltgemeinschaft. Die Flüchtlinge brauchen
keine leeren Versprechungen, sie brauchen einen sicheren
Zufluchtsort. Denn das Boot Europa ist längst noch nicht voll, auch
wenn diese Ängste von bestimmten politischen Kreisen immer wieder
beschworen werden. Doch hoffnungsvoll sind die Signale nicht, die die
EU aussendet. So rennt zum Beispiel der deutsche Entwicklungsminister
Gerd Müller mit seiner Forderung nach mehr europäischer Hilfe für die
Flüchtlinge aus dem Irak in Brüssel nicht gerade offene Türen ein.
Und Deutschland selbst? Tut die Bundesregierung genug? Am Montag will
der Bundestag in einer Sondersitzung über Waffenlieferungen in den
Irak abstimmen - die Zustimmung gilt als sicher. Gleichzeitig wollen
Union und SPD die Hilfe für die Millionen Flüchtlinge in der Region
in den Vordergrund stellen. Zu befürchten sind allerdings nur
Lippenbekenntnisse. Schon jetzt beklagen viele Bundesländer die
wachsende Zahl der Flüchtlinge. Auch in Bremen fehlt es angeblich an
geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten, in Duisburg oder Hamburg
sehen sich die Behörden gezwungen, Zelte als Notunterkünfte
aufzustellen. "Der Ruf und die Glaubwürdigkeit der internationalen
Gemeinschaft" stünden auf dem Spiel, sagte gestern die Schauspielerin
Angelina Jolie, eine von vielen berühmten Sonderbotschaftern des
Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen. Das ist wohl wahr - die
Zeit der warmen Worte ist endgültig vorbei. Was jetzt zählt, sind
Taten. Gefordert ist ein schnelles Aufnahmeprogramm, und zwar ganz
ohne bürokratischen Wahnsinn und mit einer eindeutigen Finanzzusage
der Bundesregierung.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
Telefon: +49(0)421 3671 3200
chefredaktion(at)Weser-Kurier.de