(ots) - Seine Worte seien »aus dem Zusammenhang gerissen«
worden, bezogen Vertraute des russischen Präsidenten am Dienstag
Rückzugslinie. Die angebliche Drohung, Kiew »binnen zwei Wochen«
einnehmen zu können, bleibt aber in der Welt. Der größte Fehler des
Kremlchefs dürfte dabei nicht einmal gewesen sein, eine mindestens
deutbare Botschaft EU-Kommissionspräsident Barroso zum prompten
Ausplaudern mitgeteilt, sondern wohl doch etwas geprahlt zu haben.
Die Eskalation der Worte ersetzt Besonnenheit und spielt eine
unheilvolle Rolle in der ukrainischen Krise. Halbwahrheiten,
Unterstellungen und Lügen bestimmen allzu viele Darstellungen der
Konfliktparteien. Und immer noch eins drauf. Wie vertrauenswürdig mag
ein Verteidigungsminister sein, der ausposaunt, er habe aus
angeblichen russischen »inoffiziellen« Quellen von einem Einsatz von
taktischen Atomwaffen gegen sein Land erfahren? Der
NATO-Generalsekretär feilt derweil öffentlich nicht nur an schärfsten
Worten, er schmiedet eine »Speerspitze« gegen Russland. Zum Gedenken
an den Ausbruch jenes Weltkrieges, in dessen »Russland-Feldzug« 30
Millionen Sowjetbürger starben, droht ausgerechnet ein deutscher
Bundespräsident Moskau mit einem entschlossenen Westen. Wenn aber
schon die großen Chefs Maß, Respekt, Haltung und Nerven verlieren,
was ist dann erst von ihren Gefolgsleuten zu erwarten? Mit einer
Eskalation der Worte droht immer auch die Entfesselung von Taten.
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