(ots) - Geschichte wird nicht nur gemacht. Sie wird auch
geschrieben und nach den jeweiligen Interessen interpretiert.
Letzteres konnte man bei der Gedenkstunde im Bundestag anlässlich des
Beginns des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren beobachten. Dort zog
Polens Staatspräsident Bronislaw Komorowski Parallelen zwischen den
1930er Jahren, als das nationalsozialistische Deutschland die
Überfälle auf seine Nachbarstaaten vorbereitete, und dem derzeitigen
militärischen Konflikt im Osten der Ukraine. Komorowski
instrumentalisiert die historischen Ängste der polnischen
Bevölkerung, deren Land in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder
von den benachbarten Großmächten aufgeteilt wurde, vor einer
angeblichen erneuten Bedrohung, die nun allein von Russland ausgehen
soll. Das ist hilfreich, um die Aufrüstung Polens und die
Stationierung von weiteren NATO-Soldaten zu rechtfertigen. Dabei
nimmt Komorowski in Kauf, dass diese Verstärkung an der Ostflanke der
NATO brandgefährlich ist. Dadurch steigt die Gefahr, dass sich
Russland und das Militärbündnis irgendwann als Konfliktparteien
gegenüberstehen könnten. Die Krisen in den vergangenen Jahren haben
gezeigt, dass die NATO nie eine friedensstiftende Rolle spielt,
sondern zuweilen selber völkerrechtswidrig handelt. Der einzige
vernünftige Weg zur Lösung des Konflikts in der Ostukraine bleiben
Verhandlungen und ein langfristiges Konzept, wie die EU und Russland
friedlich miteinander kooperieren können.
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