(ots) - Wahrscheinlich ist es egal, zu welchem Thema ein
US-Präsident an einem 11. September spricht. Nüchterne Analyse und
sachgerechte Entscheidungen sind an einem solchen Tag weniger denn je
aus Washington zu erwarten. Der Präsident ist an einem 11.9. ganz und
gar Weltgeneral, das Capitol sein Feldherrenhügel, von dem
Großamerika die Menschheit seine pathosgeschwängerten, aber
unabänderlichen Ratschlüsse wissen lässt. Die gestrige Rede zur
US-Strategie gegenüber den islamistischen Bedrohungen im Mittleren
Osten war in dieser Beziehung keine Ausnahme. Mit seiner
verschwurbelten Rhetorik (»jede Spur des Bösen von der Welt tilgen«)
wird Obama seinem Vorgänger Bush jun. immer ähnlicher. Aber
vielleicht hält das Weiße Haus dessen verschwörerische, stets nah mit
der Lüge versippte Weltsicht passend für das, was man den kriegsmüden
Landsleuten jetzt verkaufen möchte. Dabei immer schön unklar bleiben:
»... dass wir Terroristen, die unser Land bedrohen, jagen werden, wo
auch immer sie sind«. Vorerst mit Luftschlägen; denn, so der
Präsident, natürlich hat weiterhin niemand die Absicht, einen
Bodenkrieg anzufangen. Vielleicht darf man das Orakel vom Capitol so
deuten: Den USA droht vor allem aufgrund der desaströsen
Mittelostpolitik unter Bush jun., die letztlich auch IS groß gemacht
hat, die Kontrolle über die Region zu entgleiten. Dem Pentagon fällt
da wieder nur eines ein: Krieg. Sie nennen ihn wieder Krieg gegen den
Terror.
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