(ots) - Die Zahl der aus Deutschland stammenden
Selbstmordattentäter, die im Irak und Syrien Anschläge verüben,
steigt nach Erkenntnis der Bundesregierung in besorgniserregendem
Tempo. Nach Informationen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung
werden neben fünf als gesichert erachteten Fällen derzeit weitere
drei bis vier geprüft. Innenminister Thomas de Maizière (CDU): "Wir
wollen nicht, dass aus Deutschland der Tod in den Irak gebracht wird.
Der Export von Terror ist unerträglich und muss unterbunden werden."
Die meisten Selbstmordanschläge fanden in diesem Jahr im Irak
statt, betroffen waren neben Bagdad vor allem die Kurden-Gebiete im
Norden. Nach Einschätzung westlicher Geheimdienste setzt die
Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) gezielt Männer aus Europa
für Selbstmordattentate ein, auch aus propagandistischen Gründen. Die
Zahl der von Europäern verübten Anschläge soll sich seit Anfang März
vervierfacht haben. "Sie werden gezielt angeworben und sind brutaler
als die Araber", so der Sprecher der irakischen Streitkräfte, General
Kassem Atta, gegenüber NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung.
In Bagdad haben die Behörden einen mutmaßlichen IS-Funktionär
verhaftet. Der Mann gestand, im Juli einen deutschen
Selbstmordattentäter zu einem Anschlag im Süden Bagdads gefahren zu
haben, bei dem 54 Menschen starben. Die nordrhein-westfälischen
Behörden gehen mit "großer Wahrscheinlichkeit" davon aus, dass es
sich dabei um einen 21-Jährigen aus der Stadt Ennepetal im Ruhrgebiet
handelte. Seine eigene Familie bezweifelt das. Der festgenommene
IS-Mann sagte zudem aus, dass er in einem Haus des IS in Falludscha
drei weitere Deutsche getroffen habe, die noch auf ihren Einsatz
warteten.
Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesamtes für
Verfassungsschutz, sagte auf Anfrage von NDR, WDR und Süddeutscher
Zeitung: "Wir schauen auf die Sicherheitslage in Deutschland, aber
wir haben auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die in
Syrien und im Irak leben." Der Chef des nordrhein-westfälischen
Verfassungsschutzes, Burkhard Freier, erklärte: "Wir müssen die
Ausreisen von Radikalen unterbinden, damit sie keine
Selbstmordanschläge begehen."
Das Erste zeigt heute (16. September) um 22.45 Uhr aus aktuellem
Anlass die 15-minütige NDR/SWR-Sondersendung "Reise in den Tod - Die
deutschen Selbstmordattentäter des Islamischen Staates" von Marie
Delhaes, Volkmar Kabisch, Georg Mascolo und Amir Musawy.
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