(ots) - Zumindest auf eigenem Boden sind die Deutschen ja
offenbar in der Lage, islamistische Terroristen effektiv zu
bekämpfen: Gerade hat eine Spezialeinheit der Berliner Polizei einen
türkischen Dschihadisten nach dessen Rückkehr aus Syrien verhaftet.
Aber mehr als 100 dieser Leute sollen inzwischen zurückgekehrt sein -
jeder einzelne extrem gewaltbereit und erfahren im Umgang mit Waffen.
IS-Sprecher Mohammed Al-Adnani ruft seine Getreuen auf, Bürger aller
Staaten zu töten, die sich der Koalition gegen seine Truppe
angeschlossen haben. Deutsche - Soldaten wie Zivilisten - rechnet er
gewiss dazu, da sollte man sich hier keine Illusionen machen.
Deutschland befindet sich längst in diesem perfiden, unerklärten
Krieg - es mag es nur noch nicht so recht wahrhaben. Da denkt eine
Bund-Länder-Gruppe nun darüber nach, deutschen Dschihadisten die
Staatsbürgerschaft zu entziehen und sie gar nicht wieder ins Land zu
lassen. Natürlich muss man sich mit den reisenden Terroristen
befassen, aber entschieden wird der Krieg dort, wo er tobt, wo der
IS-Terror unsägliches Leid verursacht und in der Folge eine monströse
Fluchtwelle. Ãœber die immerhin will man in Berlin reden:
Außenminister Steinmeier lädt zur Konferenz, um am Ende Jordanien,
den Libanon und die Türkei mit ein paar Millionen Euro an
Hilfsgeldern zu bedenken. Mit Verlaub: Das ist für das potenteste
Land der EU ebenso beschämend wie die Lieferung von ein paar tausend
ausgemusterten G3-Gewehren und ein paar hundert Panzerabwehrraketen
an die kurdischen Peschmerga. O ja: Und nach nur drei Wochen
Vorbereitungs- und Bedenkzeit sind auch noch sieben Fallschirmjäger
mitgeflogen, um die Kurden einzuweisen. Derweil überrennt die IS
Dutzende Dörfer unmittelbar an der Grenze zum NATO-Partner Türkei,
ihre Kämpfer posieren auf Lkw mit erbeuteten Kurzstreckenraketen. Die
werden immerhin gelegentlich von Amerikanern und Franzosen
bombardiert - unser Außenminister nennt dies "arbeitsteiliges
Vorgehen". Die Verteidigungsministerin findet ohnehin, dass vom
afrikanischen Ebola-Virus die weit größere Bedrohung ausgeht. Wie
praktisch: Der Entsendung von Bundeswehr-Ärzten könnte ja sogar die
Linke zustimmen. Die richtigen Schwerpunkte müsste die Kanzlerin mit
ihrer Richtlinienkompetenz setzen. Vor einer Woche war sie ja mal
mutig und sprach von immerhin 40 Fallschirmjägern, die man im Irak
einsetzen könne - das hat ihr Außenminister dann schnell wieder
einkassiert. Warum auch eine unangenehme Debatte über Kampfeinsätze
führen, solange Polizei und Geheimdienste hier ihren Job machen?
Hinten-Verteidigung ist wohl das richtige Wort dafür.
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