(ots) - Die Festnahme des ehemaligen polnischen Erzbischofs
Jozef Wesolowski wegen Kindesmissbrauchs und seine Ãœberstellung in
den Hausarrest ist eine Premiere für den Vatikan. Niemals ging der
Kirchenstaat mit solcher Härte gegen einen Priester vor, niemals
wendete sich die Vatikanjustiz gegen ein so hohes Mitglied der Kurie.
Der Fall Wesolowski bietet eine ganze Reihe von Superlativen, die
auch dem Papst nicht ungelegen kommen. Franziskus, so heißt es,
untermauere seine scharfen und glaubwürdigen Worte unmissverständlich
mit Taten. Doch ganz so einfach liegt der Fall Wesolowski nicht. Er
zeigt im Gegenteil, wie tief die Geheimniskrämerei und das
mitbrüderliche Zögern in der Kirche verbreitet sind. Sexueller
Missbrauch im Klerus, das war lange Zeit ein Tabuthema, das zum Hohn
der Opfer mit Versetzungen und schützenden Händen von ganz oben
behandelt wurde. Die Zeit, in der das klerikale Schweigegelübde
flächendeckend funktionierte, ist glücklicherweise vorbei. Doch der
Vatikan tut sich trotz aller öffentlicher Bekenntnisse immer noch
schwer damit, eine klare Linie zu finden, die jeglichen Verdacht
eines kriminellen Korpsgeistes überflüssig macht. Der Fall Wesolowski
bestätigt dies nun wieder. Es bleiben Fragen: Warum entzog der
Vatikan klammheimlich den Fall der dominikanischen Justiz? Warum lief
Wesolowski beinahe ein Jahr lang unbehelligt herum? Warum reagierte
der Vatikan erst jetzt mit einer Festnahme, wo international Kritik
laut wurde?
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