(ots) - Wie soll man jemanden von etwas überzeugen, das
einen selbst nicht überzeugt? Die Frage der Glaubwürdigkeit spielt
beim Brüsseler Theatervorsprechen auf der Bühne des Europäischen
Parlaments die Hauptrolle. Die Nebendarsteller: Die Kandidaten Pierre
Moscovici, Sozialdemokrat und gescheiterter französischer
Finanzminister, und Jonathan Hill, konservativer Lord und einstiger
Inhaber einer Beratungsfirma, die für britische Banken Lobbyismus
betrieb. Der eine soll nun ein Defizitverfahren gegen sein eigenes
Land einleiten und der andere für finanzielle Stabilität auf dem
europäischen Finanzmarkt sorgen. Dass beide Kandidaten nicht
anstandslos von den Abgeordneten durchgewunken werden, war abzusehen.
Trotzdem ist das Verhör der Abgeordneten nichts weiter als ein
Ränkespiel zwischen Sozial- und Christdemokraten. Beiden passt der
Kandidat der anderen nicht, aber beide werden sie sich wohl auf die
zweifelhaften Herren einlassen. Denn beide Fraktionen wollen
unbedingt verhindern, dass die Kommission stürzt, noch bevor sie ihre
Arbeit am 1. November aufnehmen kann. Klüger wäre es gewesen, wenn
Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker gleich andere Kandidaten
vorgeschlagen hätte.
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