(ots) - Es gehört zum Markenkern der CSU unter Horst
Seehofer, dass nichts entschieden wird, was dem Bürger missfällt. Das
garantiert Wahlerfolge. Zumindest war das bis zur Europawahl so. Aber
weil Europa von München aus gesehen weit weg ist, zumindest weiter
weg als etwa wütende Wähler in Franken, versucht es Bayerns
Ministerpräsident in landesväterlicher Manier jetzt noch einmal mit
größtmöglichem Populismus: Keine Stromtrasse, wenn sie nicht
unbedingt notwendig ist, lautet die Devise. Die CSU mag damit
beweisen, dass sie als Regionalpartei auf Bundesebene Macht besitzt.
Immerhin ist sie als Koalitionspartner in der Lage, Verhandlungen und
im Extremfall die Koalition scheitern zu lassen. Aber wie bei der
Pkw-Maut zeigt sie mit ihrer Kraftmeierei letztlich nur, dass sie
zunehmend zur Provinzpartei verkommt. Politik besteht nicht im
Befriedigen der Wünsche von wenigen, sondern im Gestalten des
Zusammenlebens aller. Im konkreten Fall geht es um das Gelingen der
Energiewende. Und die hat ohnehin schon viele Hürden zu nehmen. Da
braucht es keine neuen. Es mag bierzeltschwanger nach bajuwarischer
Autarkie riechen, den Neubau von Gaskraftwerken in Bayern zu fordern,
die Strom liefern, wenn die Atommeiler vom Netz gehen. Die Kosten für
den Neubau? Der teuer subventionierte Windstrom, der ohne Leitung nie
in den Süden gelangt? Im Rausch vergessen. Aber nach dem Rausch kommt
der Kater. Und der bedeutet, dass die Bayern mehr für ihren Strom
zahlen könnten. Oder aber, was realistischer ist, der Seehofer-CSU
zujubeln, um dann, wie bei der Maut, mit dickem Kopf aufzuwachen und
sich zu fragen, ob das bisschen Spaß den ganzen Aufwand gelohnt hat.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten(at)mittelbayerische.de