(ots) - »Wir werden tun, was immer wir können, damit Kobane
nicht fällt«, sagte der türkische Ministerpräsident Davutoglu, und
die Krokodilstränen liefen. Das war vor einer Woche. Seitdem ist auf
der einen Seite viel, auf der anderen wenig geschehen. Unbeeindruckt
von den vermeintlich so starken Luftschlägen der US-Luftwaffe sind
Milizen der Gotteskrieger drauf und dran, der kurdisch-syrischen
Selbstverwaltung an der türkischen Grenze den Garaus zu machen. Für
Zehntausende geht es ums nackte Überleben. Die türkischen Panzer
stehen beinahe in Sichtweite, greifen aber nicht ein. Weshalb sollten
sie auch? Besorgen die Islamisten doch die Drecksarbeit, die Ankara
sich sonst entsprechend seiner türkisch-nationalistischen
Staatsdoktrin wohl selbst auferlegt hätte: die Vernichtung jedweder
Anfänge kurdischer Selbstständigkeit, auch jenseits der Grenze. Das
ist die Interessenlage. Wenn sich die türkische Regierung aufgrund
gestiegener öffentlicher Aufgeregtheit in unseren Breiten - es wurden
eben nicht nur Zehntausende Syrer getötet, sondern nun auch
Westeuropäer - trotzdem zum Eingreifen gedrängt sehen sollte, darf
man davon ausgehen, dass sie ihr Grundinteresse nie aus den Augen
verliert. Die Berliner Reaktion darauf ähnelt tatenloser
Betriebsamkeit. Und so geschieht nicht einmal das Naheliegendste: die
Suche nach einer völkerrechtskonformen Lösung über das zuständige
Gremium - den UN-Sicherheitsrat. Es hat einfach keine größere Macht
Interesse daran, auch nicht in Moskau oder Washington.
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