(ots) - Ankara hat gesprochen. Während Politiker
hierzulande eine aufgeregte Debatte darüber führen, ob an der
türkischen Grenze zu Syrien etwa der (NATO)-Bündnisfall bevorstehe,
hat Präsident Erdogan mit dem Luftangriff bei Diyarbakir sehr klar
gemacht, mit wem er sich gar nicht im Bunde sieht: mit den Kurden, in
diesem Fall den »eigenen«, innerhalb der türkischen Grenzen. Es ist
die türkische Antwort auf alle wohlmeinenden Appelle aus Europa, man
möge doch bitte die vom Islamischen Staat bedrängten Kurden jenseits
der syrischen Grenze retten. Erdogans Nein ist nicht direkt, aber
laut. Was anderen die Blume, ist ihm das Kanonenrohr. Den Kurden in
Kobane wird das Echo höhnisch in den Ohren klingen. Überrascht werden
sie nicht sein. Was den viel zitierten Bündnisfall betrifft: Die
Reaktion auf die Vorgänge von Diyarbakir - in Berlin kaum mehr als
ein Schulterzucken - lässt Rückschlüsse darauf zu, was
jubiläumslaunige Feiertagsreden dieser Tage wirklich wert sind.
Deutschland, andere NATO-«Partner« selbstverständlich auch, hätten
allerhand Anlass, das Bündnis mit der Türkei in Frage zu stellen, das
ja ein von demokratische Grundwerten gestütztes sein soll. Darf - ja,
muss man nicht Ankara wie Berlin fragen, auf welchem dieser Werte es
beruht, gegen eigene Staatsbürger mit Kampfflugzeugen vorzugehen?
Erdogan selbst setzte den Begriff dafür. Als Ähnliches im Nachbarland
Syrien geschah, nannte er es Krieg gegen das eigene Volk.
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