(ots) - Verteidigungsminister, die überhaupt kein
Gespür für die wahre Lage der Truppe entwickeln, hatten wir schon
viele. Die Rangliste der Unvermögenden wird unangefochten von Rudolf
Scharping angeführt, der mit seiner Geliebten lieber im Pool
plantschte, als sich um seine Soldaten zu kümmern, die unmittelbar
vor einem Einsatz in Mazedonien standen. Ihm folgen mit einigem
Abstand der militärisch gänzlich unbefleckte Rupert Scholz oder der
glücklose Franz-Josef Jung. Und jetzt ist Ursula von der Leyen dabei,
sich Schritt für Schritt auf dieser Liste nach oben zu arbeiten. Dass
sich die Mutter der Kompanie für eine Vereinbarkeit von Familie und
Truppe einsetzt und die Bundeswehr zu einem der attraktivsten
Arbeitgeber der Republik machen will, ist nicht zu kritisieren.
Schließlich fehlen ihr die Wehrpflichtigen als wichtigstes Reservoir
zur Nachwuchsgewinnung und die Streitkräfte sind einer von vielen
potenziellen Mitbewerbern um qualifizierte Mitarbeiter. Für
Berufszufriedenheit und eine gute Bezahlung zu sorgen, ist wichtig -
aber eine Armee wird sich niemals zu einem Wellnessparadies für
Mitarbeiter entwickeln, in dem die Kämpfe am Hindukusch den
Kita-Öffnungszeiten angepasst werden und nach dem Ende der Tagschicht
der Feind auf die Ablösung warten muss. Wer sich für den Dienst an
seinem Land mit der Waffe in der Hand entscheidet, muss dafür auch
andere Motive haben als einen geregelten Feierabend und garantierte
Überstundenzuschläge. Überhaupt wird es sich in der Praxis erst
erweisen müssen, ob man einen Apparat von einem derart großen
Beharrungsvermögen wie die Bundeswehr mit ihren über Jahrzehnte
eingefahrenen Strukturen überhaupt per Gesetz auf familienfreundlich
und flexibel bürsten kann. Das fängt schon beim Begriff Arbeitszeit
an, den die Truppe überhaupt nicht kennt. Dort gibt es entweder
Ausbildungsstunden oder Dienstzeit, ob Arbeitszeit länger oder kürzer
als die Dienstzeit ist, wird noch definiert werden müssen. Und wenn
es Zulagen oder Freizeitansprüche auf bestimmten Dienstposten gibt,
dann wird es nicht lange dauern, bis sich die Frage stellt, ob diese
Posten überhaupt richtig bewertet, richtig besetzt oder gar
überflüssig sind. Dass aus von der Leyens Papier überhaupt nicht
hervorgeht, ob ihre Pläne den Segen des Bundesfinanzministers haben,
spricht alleine schon Bände. Schlimmer als die Familien- und
Gemütlichkeitsoffensive der Frau Ministerin ist allerdings ihr
mangelndes Gespür für Prioritäten. Ganze Hubschrauber- und
Fahrzeugflotten stehen mit Defekten still, das Material gammelt vor
sich hin, dringend benötigte Transportflugzeuge werden nicht
geliefert, der Wehretat reicht vorne und hinten nicht - und Ursula
von der Leyen ist stolz darauf, dass es jetzt Kühlschränke auf den
Stuben gibt und Kinderbetreuungszeiten eingeführt werden. Das ist
zwar alles schön und nett - aber derzeit wohl nicht das Top-Thema auf
der Agenda. Von der wichtigsten Aufgabe haben wir noch gar nicht
gesprochen. Von der Leyen wird sich endlich der politischen
Diskussion stellen müssen, welche Bundeswehr wir überhaupt wollen:
Gilt die Kultur der militärischen Zurückhaltung? Wollen wir mehr
internationale Verantwortung? Hat die Landesverteidigung Vorrang oder
die Armee im Einsatz? Derzeit erscheint es, als ob die
Bundesregierung und die Ministerin das vertiefte Nachdenken darüber
eingestellt haben. Doch halt: Nach zehn Jahren Pause soll wieder ein
Weißbuch erscheinen. Ob mehr drinsteht als neue Pläne für Kitas?
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