(ots) - Die Ignoranz von Politikern und Medien in
Deutschland gegenüber der Wahl in der Ostukraine ist selbstgerecht.
Sie verdeckt, dass es nicht nur Russland, sondern auch der Westen
selbst war, der die Abspaltungstendenzen in der Region befördert hat.
Denn die Ängste der Menschen in diesem Teil der Ukraine vor
kultureller Benachteiligung, ihre Sorge um das Recht auf die
russische Sprache und auf enge wirtschaftliche Beziehungen zu
Russland oder ihr positiver Bezug auf die Befreiung von Hitlers
Wehrmacht wurden nie wirklich ernst genommen. Gewalt gegen Polizisten
und die Besetzungen von öffentlichen Gebäuden in der zentralen und
Westukraine galten auch hierzulande vor allem als Notwehr gegen den
damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Besetzungsaktionen von
Aktivisten, die im Süd- und Ostteil des Landes für eine
Föderalisierung in der Ukraine eintraten, wurden dagegen als
»ungesetzlich«, »terroristisch« und »von Russland gesteuert«
heruntergemacht. Es ist leicht, ohne wirkliche Kenntnis der Region zu
urteilen. Doch solange Kiews Armee Wohnviertel in der Ostukraine
beschießt, ist es weltfremd, von den Politikern dort eine politische
Kultur wie in Europa und Wahllokale ohne bewaffneten Schutz zu
fordern. Der Aufbau von stabilisierenden staatlichen Strukturen in
den Gebieten Donezk und Lugansk nach den Wahlen am Sonntag scheint so
zur Zeit ein gangbarer Weg zu Verhandlungen und Frieden zu sein.
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