(ots) - Es gibt ja Menschen in Deutschland, die Putins
Weltsicht teilen. Die, wie manche Linke, hinter allen Ãœbeln der Welt
USA und CIA vermuten. Oder wie viele Rechte, auch bei der AfD,
Bewunderung für eine autoritäre Führung hegen, Meinungspluralität
gering schätzen, Minderheiten verachten, Sympathie für völkische
Ideologie empfinden und Großmachtdenken mit Einflusssphären
nachvollziehen können. Die fanden wahrscheinlich Wladimir Putins
Weltsicht, die er Sonntagabend in der ARD, ungestört von kritischen
Nachfragen und Realitäts-Checks, verbreiten durfte, recht
überzeugend. Sie geben dem Kreml-Chef Anlass zur Hoffnung, er könne
über eine besondere Beziehung zu Deutschland EU und Nato spalten.
Angela Merkels Äußerungen von Sydney dürften ihm diesen Zahn gezogen
haben. Hat sich die Lage verschärft? Im Moment nur rhetorisch. Ganz
offenbar aber ist die vor den Gesprächen am Rande des G20-Gipfels
erhoffte Entspannung komplett ausgeblieben. Unsicherheiten belasten:
Was will Putin? Geht es nur um die Ukraine? Welche wirtschaftlichen
Folgen werden die Sanktionen für den Westen noch haben? Auf beiden
Seiten scheint das Vertrauen für eine Kompromisslösung zu fehlen.
Einen heißen Konflikt mag man sich nicht vorstellen. Aber eine
jahrelange Eiszeit, wie sie sich jetzt andeutet, ist auch angesichts
der anderen internationalen Krisenherde bedrohlich.
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