(ots) - Nein, es geht nicht "zurück auf Los" bei den
Atomgesprächen mit Iran: Anders als vor elf Jahren gibt es ja
inzwischen ein Interimsabkommen, das auch nach dem Scheitern der
Gespräche in Wien gültig bleibt. Und in dieser Grundlage für weitere
Verhandlungen steht schon eine ganze Menge drin. Ein ausgeklügeltes
System aus Vorgaben, Kontrollen und möglichen Sanktionen soll
verhindern, dass die Islamische Republik Iran doch noch zur Atommacht
wird. Das ist mehr als nötig, denn das Mullah-Regime verfügt über
eine der größten Streitmächte des Nahen und Mittleren Ostens. Und die
mischt munter in allen Konflikten mit. In Syrien auf Seiten des
Diktators Assad, im Libanon und im Irak als Schutzmacht für diverse
schiitische Milizen, im Gaza-Streifen als Lieferant der
islamistischen Hamas. Das ist so unverhohlen wie die Todfeindschaft
zum jüdischen Staat. Kein Wunder, dass man in Jerusalem die eigenen
Atomwaffen als ultimative Lebensversicherung betrachtet. Aus dieser
Gemengelage kann ein Großbrand entstehen, gegen den die schon
fürchterlichen Gemetzel in Syrien und Irak wie Lagerfeuerchen wirken.
Die weitere Suche nach einem Kompromiss ist zum Glück alternativlos
für alle Beteiligten. Irans Präsident Ruhani steht bei seiner
Bevölkerung im Wort, die immer unangenehmeren Folgen der westlichen
Embargo-Politik zu lindern. Da nutzt es ihm wenig, wenn Russland
bereit ist, zwei weitere Reaktoren zu liefern. Die beiden Parias
können den internationalen Druck zwar zu zweit ertragen, aber dadurch
nicht halbieren. Andererseits werden sie auch gebraucht, vor allem im
Kampf gegen die sunnitischen Extremisten des IS, des Islamischen
Staates. Am Ruin, gar am Auseinanderbrechen des Iran hat niemand
Interesse - auch nicht Israel. Zudem gibt es einen iranischen
Präsidenten, der zwar längst nicht "pro-westlich" ist, aber immerhin
Realpolitiker. Es ist eben ein verdammt dickes und hartes Brett, das
da in Wien gebohrt wird. Hauptsache, niemand verliert dabei die
Nerven.
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