Hamburg/Hürth, Dezember 2014.
Behinderte und nicht-behinderte Menschen sollen gleichermaßen überall dabei sein können – so steht es in der UN-Behindertenkonvention, die Deutschland 2009 unterzeichnete. „Inklusion“ heißt das dazugehörige Wort. Wie schwierig Inklusion im Fremdsprach-Alltag von Gehörlosen sein kann, bringt der folgende Beitrag zum Ausdruck.
(firmenpresse) -
Wie lernen Gehörlose eine Fremdsprache?
Es gibt unzählige Lautsprachen. Allein in Europa sind es 200 offiziell registrierte. Für Gehörlose ist die Sprachenvielfalt – besser gesagt die Gebärdensprachenvielfalt – jedoch deutlich umfangreicher, denn jedes Land hat eine eigene Gebärdensprache. Selbst die Österreicher gebärden bereits anderes als wir Deutschen, von den Engländern oder Japanern ganz abgesehen.
Allerdings benötigen Gehörlose unterschiedlicher Nationalitäten nicht immer „Fremdsprachkenntnisse“, um sich auszutauschen, denn sie können über die Gebärden zumindest auf einfacher Ebene direkt gut miteinander kommunizieren. Hörende stehen im Normalfall vor viel größeren Schwierigkeiten, wenn sie einer fremden Sprache nicht mächtig sind.
Dennoch muss von Gehörlosen die jeweils andere nationale Gebärdensprache gelernt werden, wenn sich die Gesprächspartner über tiefer gehende oder abstrakte Themen austauschen möchten. Beispielsweise sind die beiden Gebärdensprachen ASL (American Sign Language) und BSL (Britisch Sign Language) sehr verschieden. Im Gegensatz zur amerikanischen und englischen Lautsprache, die, abgesehen von der Aussprache und den existierenden Dialekten, doch nahezu identisch sind. Besonders bei globalen Konferenzen oder Tagungen wird deshalb ergänzend die internationale Gebärdensprache „International Signs" eingesetzt, oder es stehen für gehörlose Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern jeweilige Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung. So kann es durchaus sein, dass bei einem internationalen Kongress sechs oder sieben Gebärdensprachdolmetscher auf der Bühne das Gehörte in die jeweilige Gebärdensprache übersetzen, parallel zu den Dolmetschern, die für die Übersetzung der Lautsprache in die Landessprachen zuständig sind.
Für Gehörlose gibt es mehrere Möglichkeiten, um eine Fremdsprache zu erlernen. Grundsätzlich gilt, dass Gehörlose, im Gegensatz zu Hörenden, sich die Schriftbilder zu den Wörtern mühsam einprägen müssen. Sie können das (Fremd-)Wort nicht hören und somit können sie auch nicht aus dem Gehörten die Buchstabierung eines Wortes ableiten. Zum Erlernen der Schriftsprache benötigen Gehörlose also in der Regel mehr Zeit als hörende Menschen. Eine entsprechende Förderung wäre hier mit Sicherheit hilfreich.
Einige Eltern schicken ihre gehörlosen Kinder heutzutage auf eine „normale“ Schule, anstatt auf eine Förderschule. Die Kinder erlernen dort gemeinsam mit den anderen Schülern die Fremdsprache als Laut- und Schriftsprache. Dabei steht ihnen ein Gebärdensprachdolmetscher zur Verfügung, der die Übersetzung des deutschen Sprachanteils in die Deutsche Gebärdensprache (DGS) übernimmt. Das Erlernen der ausländischen Gebärdensprache findet hierbei jedoch nicht statt. Um diese zu erlernen, reisen Gehörlose meist für längere Zeit in das jeweilige Land. Die Gebärdensprache eignen sie sich dann durch den Kontakt zu gebärdend-sprechenden Gehörlosen im Land selbst an.
Aus Sicht eines Hörenden klingt das nahezu normal. Schließlich nehmen doch auch einige von ihnen einen Auslandsaufenthalt war, um die Sprache vor Ort besser zu lernen. Das unterstützende Angebot an Sprachkursen im Ausland ist für Hörende verlockend und vielfältig. „Sprachschulen, bei denen Gebärdensprechende eine ausländische Gebärdensprache erlernen können, gibt es meines Wissens nach bisher nicht. Jedoch gibt es in Deutschland wohl Deutschkurse für gehörlose Migranten,“ entgegnet Monika Krumpen, staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin, aus Hürth. „Eine weltweit vertretene Fremdsprachenschule wie inlingua bietet zwar unterschiedlichste Lernformen und auch interkulturelle Inhalte an, doch letztendlich können wir – zumindest bisher – nur den Laut- und Schriftteil der Fremdsprachen abdecken,“ gibt Heidrun Englert, 2. Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft inlingua Deutschland, Hamburg, zu bedenken.
Selbst im Zeitalter von Internet, Webcam und Online-Learning existieren bis heute keine ausreichenden „Videokurse“ zu den Gebärdensprachen unterschiedlicher Länder – nicht für Hörende, und erst recht nicht für Taube. Die Problematik liegt darin, dass die Bildübertragung im Allgemeinen bisher nur zweidimensional stattfindet. Für die Gebärdensprache werden jedoch drei Dimensionen benötigt, denn neben der korrekten Handform spielen Handstellung, Mimik, Haltung und Verortung im Raum sowie weitere Faktoren eine Rolle.
Um eine fremde Gebärdensprache in Deutschland zu erlernen, wäre ein Gebärdensprachkurs besonders dann für Gehörlose hilfreich, wenn dieser von einem ebenfalls gehörlosen Lehrer durchgeführt würde. Der (taube) Gebärdensprachlehrer müsste dann zwei Gebärdensprachen können, um den Teilnehmern die fremde Gebärdensprache in die DGS zu übersetzen. Er könnte aufgrund seiner eigenen Situation deutlich besser auf die Erfordernisse der Teilnehmer eingehen, zum Beispiel auch beim gleichzeitigen Erlernen der Schriftsprache.
Inklusion durch Gebärdensprachdolmetscher
In vielen Situationen im Arbeitsalltag ist das Hinzuziehen von Gebärdensprachdolmetschern unabdingbar. Monika Krumpen wird als staatlich geprüfte Gebärdensprachdolmetscherin hinzugeholt, um zwischen Hörenden und Nicht-Hörenden im Deutschen zu dolmetschen. Der Hörende spricht Lautsprache, der Gehörlose die Deutsche Gebärdensprache (DGS). „Das Dolmetschen ist anspruchsvoll, da nicht nur die Grammatik der Sprache, sondern auch die Kultur der Gehörlosen von der der Hörenden abweicht. Gehörlose duzen beispielsweise jeden, vergleichbar mit dem „you“ in der englischen Lautsprache. Die Aufgabe eines Gebärdensprachdolmetschers enthält auch die Übersetzung in die jeweilige Kultur. Denn für einen Hörenden in entsprechender Position wäre es im Arbeitsalltag befremdlich, geduzt zu werden,“ erläutert Monika Krumpen ihr Berufsbild.
Deutlich komplexer wird es, wenn eine Fremdsprache hinzukommt. In der internationalen Geschäftswelt arbeiten Gehörlose in der Regel mit Hörenden zusammen oder tauschen sich per Telefon- oder Videokonferenz aus. Ist der Deutsche gehörlos, dann übersetzt Monika Krumpen alles, was der Gehörlose mit seinen Gebärden zum Ausdruck bringt, in die deutsche Lautsprache, um es für seine deutschen Teamkollegen verständlich zu machen. Ein weiterer Dolmetscher überträgt dann für den internationalen Gesprächspartner ihre „Voice“-Übersetzung beispielsweise ins gesprochene Englisch. Die darauf folgende Antwort des englischen Partners wird durch diesen Dolmetscher wiederum ins Deutsche übersetzt und Monika Krumpen übernimmt das Dolmetschen der übersetzten Aussagen in die DGS. Dieser Weg ist umständlich, aber oft die einzige Lösung zur internationalen Kommunikation. Es gibt zwar einige wenige Gebärdensprachdolmetscher, die gutes Business-Englisch in Lautsprache beherrschen und direkt in die DGS übersetzen können, oder die direkt zwischen zwei Gebärdensprachen dolmetschen können, doch das ist nicht die Regel.
In der Freizeit hingegen verbringen Gehörlose einen Großteil ihrer Zeit in der Gehörlosengemeinschaft, da ist die Verständigung untereinander kein Problem, und sie fühlen sich nicht behindert. Manche verwenden gerne den Satz: „Wir sind nicht behindert – wir werden behindert". Dies trifft durchaus auch auf andere Behindertengruppen zu.
Weitere Informationen zu Gebärdensprachdolmetscherin Monika Krumpen unter:
www.diedgsdolmetscherin.de
Gebärdensprache ist für manche Gehörlose bereits die erste zu erlernende Fremdsprache
Nicht jeder Gehörlose erlernt von Kindesbeinen an die Gebärdensprache. Viele gehörlose Menschen wachsen mit der Lautsprache auf. Sie lernen Sprechenden die Worte von den Lippen „abzusehen“ und die Laute soweit möglich mit den Lippen nachzubilden. Die Wörter von den Lippen „ablesen“, funktioniert nicht, denn nur 30 Prozent eines Lautes werden mit dem Mund gebildet. Der restliche Anteil eines Lautes entsteht durch Bewegungen in Lunge, Atemwegen, Kehlkopf, Stimmbändern und durch den Rachen-, Mund und Nasenraum. Ein Gehörloser kann die Laute, die er bildet, nicht überprüfen, da er sie nicht hören kann.
In der Schriftsprache muss ein Gehörloser mühevoll zu jedem Wort das Schriftbild auswendig lernen, denn es erschließt sich ihm akustisch nicht, worin der Unterschied zwischen einem langen und einem kurzen I liegt (z. B. „ihn“ und „in“) oder warum das Wort „Ball“ mit Doppel-L geschrieben wird.
Wer später zusätzlich die Gebärdensprache erlernt, für den ist diese bereits die erste Fremdsprache, denn die Grammatik in der Gebärdensprache ist völlig unterschiedlich zur Lautsprache.
In der (deutschen) Lautsprache steht häufig zuerst das Subjekt, das finite Verb folgt an zweiter Stelle, danach der Zeitpunkt und das Schlusslicht bildet das Objekt. Hörende sagen zum Beispiel: „Ich gehe morgen nach Hause.“ Anders bei der Gebärdensprache. Bei ihr steht an erster Stelle immer der Zeitpunkt, dann folgt das Subjekt und zuletzt das Verb. „Morgen ich nach Hause gehe“, würde also der gleiche Satz in der Deutschen Gebärdensprache (DGS) formuliert werden.
Auch in der DGS gibt es verschiedene Dialekte. Meist bleibt das Mundbild zwar gleich, aber die Gebärden weichen voneinander ab. Das Wort „Sonntag“ beispielsweise wird bei den Katholiken wie das Beten gebärdet, also durch das Aneinanderlegen der beiden Handflächen. Doch alternativ gibt es je nach Region und Dialekt völlig unterschiedliche Gebärden zu diesem Wort. So wie zu vielen anderen Wörtern auch.
über Inklusion
Inklusion ist ein Menschenrecht. So steht es in der UN-Behindertenkonvention, die Deutschland 2009 unterzeichnet hat. In einer inklusiven Gesellschaft ist es normal, verschieden zu sein. Wörtlich übersetzt steht der Begriff „Inklusion“ für Zugehörigkeit, also für das Gegenteil von Ausgrenzung. Jeder Mensch, ob mit oder ohne Behinderung, soll also überall dabei sein können: in der Schule, am Arbeitsplatz, in der Freizeit. Die Umsetzung der Vereinbarung bedeutet den Abbau von Hürden, damit die Umwelt für alle Menschen zugänglich wird. Und sie bedeutet auch den Abbau von Barrieren in den Köpfen, d.h. mehr Offenheit, mehr Toleranz und ein besseres Miteinander.
Informationen zur Förderung und Sicherung der Beschäftigung schwerbehinderter Menschen finden Sie unter: https://www.integrationsaemter.de
Internationale Organisationen von Behinderten finden Sie z. B. unter:
http://www.edf-feph.org sowie unter http://www.eud.eu
über inlingua
inlingua ist eines der führenden, internationalen Sprachtrainings-Netzwerke für private und berufliche Zielsetzungen. Seit fast 50 Jahren werden hier neben Fremdsprachen auch interkulturelle Kompetenzen vermittelt.
Qualifizierte, muttersprachliche Trainer ermöglichen durch ein¬sprachiges Training binnen kurzer Zeit die lebendige Kommunikation mit fremden Sprachen. Persönliche Betreuung, kostenlose Einstufungen und Probetrainings sowie international anerkannte Sprachzertifikate gehören ebenso zu den Kennzeichen von inlingua wie ein breites Spektrum an Trainingsformen wie Präsenztraining, virtuelles Training, Online-Learning oder Blended Learning. Zu den Kunden zählen Mitarbeiter von namhaften Unternehmen und staatlichen Auftraggebern sowie Privatpersonen.
Mit über 300 Centern in 40 Ländern ist inlingua eines der weltweit größten Netzwerke für fremdsprachliche Aus- und Weiterbildung. In Deutschland ist inlingua in über 60 Städten mit 70 Sprachcentern vertreten.
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