PresseKat - Neue Big-Data-Infrastruktur für Journalisten: Fraunhofer IAIS, dpa-infocom, Deutsche Welle und Neo

Neue Big-Data-Infrastruktur für Journalisten: Fraunhofer IAIS,
dpa-infocom, Deutsche Welle und Neofonie starten Forschungsprojekt

ID: 1143676

(ots) - Ebola, Islamischer Staat, Ukraine - Nicht nur bei
den großen Themen unserer Tage wird die Recherche und Analyse
komplexer Daten immer wichtiger, damit Journalisten verlässliche
Einschätzungen liefern können. Um dies zu leisten, sind neue
Werkzeuge notwendig, die Datenströme verlässlich durchleuchten. Im
neuen Projekt »News-Stream 3.0« sollen nun Recherchetools entstehen,
die große Datenmengen aus Videos, sozialen Netzwerken, Blogs und
Archiven bündeln und Redakteuren gezielt die wichtigsten
Informationen bereitstellen.

Dazu entwickeln das Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse-
und Informationssysteme IAIS und der Berliner Datenspezialist
Neofonie neue Analysetools und bauen eine Big-Data-Infrastruktur zur
Echtzeitanalyse und Auswertung heterogener Nachrichtenströme auf. Um
diese Systeme bestmöglich für die journalistische Praxis nutzbar zu
machen, beteiligen sich die dpa Deutsche Presse-Agentur mit ihrer
Tochter dpa-infocom und die Deutsche Welle an der Entwicklung und
Konzeption der neuen Techniken, die umfassende Big-Data-Analysen
ermöglichen. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) geförderte Forschungsvorhaben ist eines seiner Top-Projekte im
Bereich Big Data.

Ziel ist es, Journalisten mit wenigen Klicks tausende nationale
und internationale Inhalte und Quellen von Videoplattformen, eine
Vielzahl von RSS-Feeds, Nachrichten-Streams aus sozialen Netzwerken
sowie Millionen Objekte aus Medienarchiven zur Verfügung zu stellen.
Möchte eine Redaktion zum Beispiel einen Artikel über das kontroverse
Thema PKW-Maut produzieren, lässt sich aus den vielen verschiedenen
Datenquellen ein kompakter Überblick über das Thema erstellen. In
Sekundenschnelle kann der Redakteur verfolgen, was auf Blogs, über
Twitter oder in anderen sozialen Medien dazu berichtet oder




diskutiert wird. Auch die laufende Recherche wird so leichter: Sobald
ein Stichwort wie »PKW-Maut« fällt, zum Beispiel in einer
Bundestagsdebatte oder Nachrichtensendung, wird die Analyse
automatisch aktualisiert.

Vom Jahr 2016 an will die Nachrichtenagentur dpa die Plattform im
Tagesgeschäft testen und weiterentwickeln. »Ziel ist es, einen
umfassenden, schnellen und gezielten Überblick über all diese
Informationen zu ermöglichen. Das bedeutet dann vielfach einen
enormen Recherchevorsprung für unsere Redakteure und damit für unsere
Kunden«, erklärt dpa-Chefredakteur Sven Gösmann. Auch die Deutsche
Welle will die Redaktionen mit modernen Recherche- und
Analysewerkzeugen stärken: »Ein großes Plus für unsere Journalisten
besteht unter anderem darin, in der enormen Datenflut neue
Geschichten entdecken zu können. Durch die Bündelung der
Informationen aus Sozialen Netzen gelingt es uns, wichtige Themen
auch durch die Augen von Nutzern genauer zu betrachten«, sagt Gerda
Meuer, Programmdirektorin der Deutschen Welle.

Multimediales Storytelling

Durch die Fusion von Daten aus unterschiedlichen Quellen entstehen
neue Formen des multimedialen Storytellings. Das Recherchetool soll
es zum Beispiel ermöglichen, in sozialen Netzwerken diskutierte
Themen frühzeitig zu erkennen und schnell zu reagieren. Mit ein paar
Klicks findet der Journalist aber ebenso Material für einen
Hintergrundbericht zu einem aktuellen Thema. Mit der
Fraunhofer-Technologie »Audio Mining« lassen sich auch Audiodateien
und Videos erschließen - sie erfasst die gesprochenen Wörter in dem
Material, und das Video ist auf diese Weise wie Text durchsuchbar.
Außerdem lassen sich Daten von tausenden Sensoren in die
Berichterstattung integrieren. Zum Beispiel bei einem Hochwasser:
Steigt der Pegelstand über einen bestimmten Schwellenwert, kann
automatisch ein Dossier zum Thema aufbereitet und mit Live-Bildern
von Twitter aus dem Umkreis des Hochwassers ergänzt werden.

Herr über die Daten

Mit dem riesigen Datenstrom wächst jedoch auch der Anspruch des
Redakteurs an die gewissenhafte Verwendung des Datenmaterials und den
Datenschutz. »Auch der beste Algorithmus ersetzt keinen Journalisten,
aber er gibt ihm wertvolle Hilfestellung. Der Mensch muss letztlich
immer die Kontrolle über Veröffentlichungen haben, die Maschine soll
ihn dabei aber unterstützen und zum Beispiel möglichst gute
Vorschläge für erkannte Personen, Organisationen und Orte machen, aus
denen der Journalist dann die relevanten auswählt«, erklärt Gerd
Kamp, Leiter des dpa-newslab innerhalb der dpa-infocom GmbH.

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren. Das Fraunhofer IAIS
aus Sankt Augustin entwickelt die technische Infrastruktur und die
Technologie für die Auswertung von Video- und Audiomaterial. Die auf
Datenanalyse und -aggregation spezialisierte Neofonie GmbH aus Berlin
steuert die intelligente Textanalyse bei. Die dpa und die Deutsche
Welle stellen Archivmaterial zur Verfügung, erproben und evaluieren
das System im praktischen Einsatz bei der täglichen journalistischen
Arbeit. Die beiden Medienhäuser gehören zu den Ersten, die so
umfassend auf Big Data in der journalistischen Arbeit setzen.
News-Stream 3.0 ist damit der Startpunkt für eine neue Generation der
Recherche.

Weitere Informationen zum Projekt unter newsstreamproject.org

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