(ots) - Selbst der US-Präsident konnte die Rede seines
russischen Amtskollegen zur Lage der Nation kaum erwarten. Warum
sonst platzierte er seine Kritik noch vor den Auftritt des Rivalen.
Dass Putin improvisiere und von der Eskalation überrascht worden sei,
war dann eine steile These. Die passte so gar nicht dazu, dass
Russland westweit als planvoller Universalschuldiger für jedes nur
denkbare Ãœbel herhalten soll. Putin sieht die Welt etwas anders. Wenn
Russland stärker werde, wolle es der Westen »eindämmen«. Diese Sicht
hat etwas: Die Perestroika und der Untergang der Sowjetunion wurden
bejubelt, die Wirren der Herrschaft Jelzins bis zum Beschuss eines
frei gewählten Parlaments beifällig begleitet. Doch die
Stabilisierung Russlands und dessen Rückbesinnung auf eigene
Interessen über den Rahmen einer »Regionalmacht« hinaus,
mobilisierten USA, NATO und EU. Der Kremlchef hält dagegen. Die
geschundene Ostukraine dient ihm als Beispiel für das, wovor die Krim
habe errettet werden können. Einer »Unterwerfungspolitik« des Westens
beuge er sich jedenfalls nicht. Obwohl international schon fast
geächtet, erfreut er sich daheim höchsten Ansehens. Der Westen macht
Putin stark. Dessen Sanktionen will der Kremlchef nach diesem Muster
einer überfälligen Modernisierung der eigenen Wirtschaft dienstbar
machen. Ist die Welt feindlich, hilft sich Russland selbst, lautete
die Botschaft an die Nation - und darüber hinaus.
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