PresseKat - Weser-Kurier: Zu den Protesten in den USA schreibt Frank Herrmann:

Weser-Kurier: Zu den Protesten in den USA schreibt Frank Herrmann:

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(ots) - Eric Garner und Tamir Rice, die Namen der beiden
Afroamerikaner, könnten dereinst für eine Wende stehen, erst einmal
stehen sie für einen kollektiven Aufschrei. Garner verkaufte
unversteuerte Zigaretten, bevor ihm Polizisten die Luft abdrückten,
obwohl er verzweifelt rief, er könne nicht atmen. Rice hantierte mit
einer Spielzeugpistole, als ein Beamter seinen Streifenwagen stoppte
und binnen Sekunden auf den Zwölfjährigen feuerte, ohne eine Frage zu
stellen. Noch klarer als der Tod Michaels Brown, des Teenagers, den
ein Polizist in unübersichtlicher Lage nach einem Handgemenge in
Ferguson erschoss, führen die beiden Fälle vor Augen, was alles
schiefläuft in Sachen "Law and Order". Kein Wunder, dass sie
Protestmärsche auslösen, die fast schon an die turbulenten sechziger
Jahre erinnern. Worum es hauptsächlich geht, das hat Gwen Carr, die
Mutter Garners, prägnant auf den Punkt gebracht: Man werde solange
vors Kapitol in Washington ziehen, bis der Kongress faire Gesetze
beschließe, bis er es zur Pflicht mache, kontroverse Polizeischüsse
von Sonderermittlern untersuchen zu lassen. Es wäre eine dringend
gebotene Lehre aus den Exzessen staatlicher Gewalt. Lokale
Staatsanwälte, die hinter den verschlossenen Türen einer Grand Jury
maßgeblich beeinflussen, ob ein Fall vor einem Richter landet, stehen
instinktiv auf Seiten der Ordnungshüter. Man kennt sich, man feiert
zusammen - und wird vor den Geschworenen im Sinne des Freundes in
Uniform argumentieren. So war es bei Garner, so war es bei Brown.
Weiße Seilschaften, die zusammenhalten wie Pech und Schwefel, so
sehen es Afroamerikaner. Weshalb sie über ein Justizsystem klagen,
das sie noch immer als Menschen zweiter Klasse behandelt. Gerade mal
37 Prozent der Schwarzen haben Vertrauen in die Ordnungskräfte,
während es unter Weißen immerhin 59 Prozent sind. Kein Zweifel, das




Schubladendenken in Rassenkategorien hält sich hartnäckiger, als es
Optimisten unter einem Präsidenten Obama für möglich gehalten hätten.
Aber das allein ist nicht das Problem, das Problem ist das
Allmachtsgefühl der Blauen. Begeben sich Amerikas Polizisten auf
Patrouille, dann wissen sie, für ihre Handlungen werden sie nur
selten zur Verantwortung gezogen. Das lässt den Finger locker am
Abzug sitzen, ungleich lockerer als irgendwo sonst in der westlichen
Welt. Manches wäre vielleicht anders, würden die Bürger zwischen
Miami und Seattle nicht 300 Millionen Schusswaffen besitzen. Einer
der Gründe, warum die Cops so schnell die Pistole ziehen, ist die
Angst, dass sie es mit einem Bewaffneten zu tun haben könnten.
Private Abrüstung wäre die logische Ergänzung überfälliger
Polizeireformen.



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