(ots) - Die beiden im Oktober freigelassenen deutschen
Geiseln der islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf segelten bei ihrer
Entführung im April in einem vermeintlich sicheren touristischen
Gebiet. Der Medizinprofessor Stefan Okonek, 72, und seine
Lebensgefährtin Henrike Dielen, 49, ankerten vor der philippinischen
Insel Palawan. Im stern sprechen die beiden Deutschen nun erstmals
über ihre Qualen der sechsmonatigen Gefangenschaft: Hunger, Prügel,
Folter und Scheinerschießungen.
Im Gespräch mit dem stern berichten sie, wie die Geiselnehmer sie
mit dem Schnellboot zur 500 Kilometer entfernten Insel Jolo brachten.
"Wir hielten uns nur irgendwie fest. Wir sind 30 Stunden über das
Meer gerast", sagt Stefan Okonek. Nach zwei Stunden hätten Islamisten
ihnen die Fesseln gelöst. "Ich hatte kein Gefühl mehr in den Händen.
Die Gelenke waren eingeschnitten, geschwollen und blau, mein Daumen
war wochenlang taub."
Auf der Insel Jolo mussten die Entführer auf der Flucht vor dem
Militär drei Mal mit ihren Geiseln das Lager wechseln. Ständig ließen
die Islamisten ihre Frustration über abgelehnte Lösegeldforderungen
an Stefan Okonek aus. "Es wurde immer unerträglicher", sagt Henrike
Dielen. "Bis hin zu Scheinerschießungen. Sie haben das Gewehr gegen
Stefans Brust gehalten und abgedrückt. Es hat 'Klick' gemacht."
Okonek ergänzt: "Man denkt, es wird einen kurzen Ruck geben, ein
Klack, und dann ist es aus. Man fürchtet sich nicht, es bleibt dafür
keine Zeit. Ich hätte es in dem Moment als Erlösung empfunden."
Einmal wagten sie die Flucht, wurden aber nach Stunden von
vorgelagerten Posten der Islamisten entdeckt. "Wir wurden bestraft.
Stefan wurde wieder zusammengeschlagen, sein Kopf gegen die
Hüttenwand gehauen", erzählt Henrike Dielen in dem stern-Interview.
"Seine Qualen ohnmächtig mit anzusehen, war fürchterlich."
Die beiden Deutschen seien Tag und Nacht angestarrt worden, wie
Tiere im Zoo. "Es war zermürbend", sagt Henrike Dielen. "Auch wenn
ich in die Büsche musste, kam ein Mann mit." Zudem litten sie nach
ihrer Aussage ständig Hunger. "Das Essen war streng rationiert. Die
Entführer hatten selbst wenig zu essen und öfter auch nichts."
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