(ots) - Kaum einer hat es bemerkt, und vielleicht ist das
sogar ein gutes Zeichen von Normalität. Die Bundesrepublik ist in
Rente gegangen, vergangenes Jahr ist sie 65 geworden, still und
leise. Wäre sie ein Mensch, wäre sie nun im Ruhestand. Ist
Deutschland auf einen neuen Lebensabschnitt vorbereitet? Nach den
Jahren des Sturm und Drangs, der Zeit der 68er; nach der späten
Heirat, wie man die Wiedervereinigung von Ost und West sehen könnte;
nach der Ablösung von den übermächtigen Eltern, also nach dem Ende
der Ära Kohl. Sicher, dieses Land, das 1949 gegründet und 1989 neu
erfunden wurde, ist heute gereift und erfahren. Und noch ist es so,
dass die Erfahrung ihm gut tut, ökonomisch und gesellschaftlich. Man
könnte von den besten Jahren sprechen. Aber stimmt das? Lebt die
Republik im Rentenalter nicht über ihre Verhältnisse, sieht sie
nicht, dass am Ende wohl kaum Rentner die Rentner finanzieren können?
Nein, in diesem Sinne hat das Land nicht getan, was es von den
Bürgern fordert: Es hat nicht vorgesorgt.
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