(ots) - »Wir veröffentlichen Karikaturen über jeden und
alles jede Woche«, so hat Chefredakteur Stéphane Charbonnier einmal
das Programm von »Charlie Hebdo« beschrieben. Er hatte dies vor ein
paar Jahren in Erinnerung rufen müssen, weil der Satirezeitung
irgendwann das Etikett »islamkritisch« aufgeklebt worden war. Nie
wäre es jemandem in den Sinn gekommen, von einem »christuskritischen«
Magazin zu sprechen - trotz all der Jesuskarikaturen. Charb und viele
weitere Menschen sind nun Opfer von Mördern geworden, die laut Zeugen
während ihrer grausamen Tat den Propheten Mohammed priesen. Was in
Paris geschehen ist, ist zuallererst ein Akt der Barbarei gegen
Menschenleben. Das Massaker ist zweitens eine Attacke gegen die
Pressefreiheit und das Recht auf Satire - die beide den Kirchen erst
in langen Kämpfen abgetrotzt werden mussten. Wer im Namen irgendeiner
Religion als Blasphemie ablehnt, was ein Grundpfeiler demokratischer
Öffentlichkeit ist, stellt sich gegen die Ideen der Aufklärung - und
damit gegen eine Grundlage für wirkliche politische Emanzipation. Die
Tat von Paris ist damit ein Anschlag auf uns alle. Und sie ist nicht
zuletzt auch dies: eine Attacke gegen die übergroße Mehrheit der
Muslime, die nichts gemein haben mit den feigen Mördern und ihrem
Missbrauch einer Religion. Der Anschlag, so ist zu fürchten, wird nun
auch denen zum neuerlichen »Beweis« gereichen, die keinen Unterschied
kennen wollen zwischen Islamisten und Muslimen.
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