(ots) - In die Trauer um die Opfer des Albtraums, der am
Freitag in Frankreich zunächst weitergegangen war, mischt sich
wachsende Wut - darüber, dass der Anschlag zum »Beweis« für einen
Kulturkampf gegen »den Westen« genommen wird, darüber, dass soziale
und religiöse Unterschiede in einem Schwarz-Weiß-Raster versenkt
werden, darüber, dass »den Muslimen« nun Distanzierung von einem
Terrorakt abverlangt wird, wissend, dass sich etwa »die Christen«
noch nicht zu rechtfertigen hatten, wenn sich Mörder auf deren Gott
beriefen. Wut auch darüber, dass nicht nur Rechtsradikale die Opfer
von Paris für ihre Parolen missbrauchen, sondern ebenso Politiker für
den abgefeimten Ruf nach schärferen Gesetzen, mehr Überwachung. Die
Attentäter hielten bis zum frühen Freitagabend Abertausende
Polizisten in Atem. Ein riesiger Sicherheitsapparat konnte den
furchtbaren Anschlag im Vorfeld so wenig verhindern wie danach die
Geiselnahmen. Auch die Vorratsdatenspeicherung half nicht, »Charlie
Hebdo« vor religiös verbrämtem Furor zu schützen. Und nun soll »mehr
innere Sicherheit« helfen, vor einem befürchteten nächsten Mal? Die
Antwort auf den Anschlag auf unsere Kollegen müsste lauten: »Mehr
öffentliche Sicherheit!« Eine Sicherheit, die unabhängig von
Herkunft, Besitz und Glauben davor schützt, dass Menschen sozial,
kulturell, politisch abgehängt werden. Und vor allem: Mehr Freiheit!
Die Einschränkung von Demokratie, Bürgerrechten und kritischem Witz
wird stattdessen Dünger sein auf dem Nährboden von Terrorismus.
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