(ots) - Hartnäckig hält sich das Gerücht, Christian Wulff
sei nicht zuletzt auch wegen dieses Satzes zu Fall gebracht worden,
dass der Islam zu Deutschland gehöre. Diese Gefahr droht der
Kanzlerin kaum, wenn sie ihn nun wiederholt hat. Fast gleichmütig ist
er aus ihrem Munde zur Kenntnis genommen worden. Dass die Zeit nicht
stehengeblieben ist, zeigt sich auch daran, dass CDU-Politiker vor
Islamfeindlichkeit warnen, vor einer Gleichsetzung von Islam und
Islamismus. Ist die CDU im Begriff, den Ãœberlegenheitsanspruch
aufzugeben, den sie so gern mit dem Hinweis auf die
christlich-abendländische Kultur verbindet? Ist sie nicht. Immerhin,
das Nachdenken über den Islam verschafft uns derzeit eine Pause. Doch
die Fundamente einer am liebsten ewig gültigen Leitkultur werden
gerade in diesen Tagen der unaufhörlichen Reproduktion von
Schulterschlussappellen und Freiheitsverteidigungsreden mit neuem
Beton verstärkt. Wenn die untergehakten Arme aller Parteienvertreter
wieder gelöst, die wohlwollend zur Kenntnis genommenen
Distanzierungen muslimischer Vereine verklungen sind, werden alle
Widersprüche, alle Widerreden der Beteiligten wieder hörbar werden.
Und die alten Ansprüche, die den Westen in anhaltenden Zwist mit sehr
bewusst ausgewählten Mächten in sehr bewusst ausgewählten Regionen
trieben, werden wieder ihren Tribut fordern. Und unbeherrschbare
Konflikte werden Mandate erfordern und Todesopfer und Hass
zurücklassen und Flüchtlingsströme produzieren und Abwehrreden und
Gesetzesverschärfungen zur Folge haben.
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