(ots) - Nach der Freude über den Ausgang der Wahl sind ein
paar nüchterne Worte hilfreich: Nein, es sind nicht plötzlich fast 40
Prozent der Griechen Linkssozialisten geworden. Ja, SYRIZA wird
Kompromisse machen müssen und Fehler begehen. Und es wird
Enttäuschungen geben.
Und dennoch: Es bleibt der wichtigste linke Wahlerfolg seit
Jahren. Die Dimension lässt sich an der Aggressivität ablesen, mit
der die Gralshüter des neoliberalen Troika-Spardiktats schon vor der
Wahl gegen SYRIZA Front machten - mehr noch: gegen die Idee einer
Alternative zur »marktkonformen Demokratie« überhaupt. Und: In
Griechenland hat sich gezeigt, dass es für die Deklassierten, für
jene, die auf Sozialstaat und öffentliche Dienstleistungen angewiesen
sind, deren Interessen von den bisher Regierenden nicht mehr
vertreten werden, eine Chance zur Gegenwehr gibt, die nicht nach
rechts ausschreitet. SYRIZA ist auch eine Bewegung der
Demokratisierung von unten, weil sie über das rein parlamentarische
Angebot hinaus die Möglichkeit eröffnet hat, Solidarität und
Mitbestimmung ganz praktisch zu leben.
Die sozialen und ökonomischen Probleme, von denen SYRIZAs
Abschneiden ein Abbild ist, gibt es auch anderswo. Nicht nur in
Portugal und Spanien stehen 2015 noch Wahlen an - mit Aussicht auf
linke Erfolge. Athen ist also überall, wenn Mehrheiten es wollen. Ob
Griechenland auch zum Beispiel für weitere Länder wird, hängt von den
Linken dort ab.
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