(ots) - Der Blitz-Besuch von Frankreichs Staatspräsident
Francois Hollande und Kanzlerin Angela Merkel in Moskau
unterstreicht, wie dramatisch sich die Ukraine-Krise entwickelt hat.
Aus einem regionalen Konflikt ist ein unkalkulierbarer Brandherd
geworden, der Russland und den Westen immer weiter entzweit. Es
bestätigt sich eine alte Lehre: Haben Waffen das Sagen, entwickeln
Konflikte eine gefährliche Eigendynamik. Verbale Aufrüstung hat diese
Entwicklung begünstigt. Hardliner in Kiew und die prorussischen
Separatisten lassen keine Gelegenheit aus, sich gegenseitig als
Terroristen beziehungsweise Faschisten zu verunglimpfen. Die Nato
kündigt eine massive Aufrüstung in Osteuropa an, die USA drohen mit
Waffenlieferungen in die Ukraine. Kremlchef Putin lässt seine
Propaganda-Maschinerie ohnehin seit Monaten auf Hochtouren laufen.
Zeit für verbale Abrüstung. So wie Merkel und Hollande mit ihrer
Vermittlungsoffensive versuchen, einen Weg aus dem Schlamassel zu
finden und Brücken zu bauen. Das Minsker Abkommen zu reanimieren ist
kein schlechter Ansatz. Demarkationslinie, Abzug schwerer Waffen und
neutrale Überwachung könnten eine Atempause verschaffen, um den
Konflikt doch noch mit diplomatischen Mitteln zu lösen - oder
zumindest zu entschärfen. Klappen kann das aber nur, wenn Putin auf
die Kämpfer im Donbass einwirkt - und der Westen auf Hardliner in der
ukrainischen Regierung. Die böse Alternative wäre wohl der "totale
Krieg", vor dem Hollande warnt. So oder so. Die Ukraine wird am Ende
dieses Konflikts ein gespaltenes Land sein. Es geht jetzt um die
Vermeidung weiteren Blutvergießens und humanitäre Hilfe für die
geschundene Zivilbevölkerung. Die Initiative von Merkel und Hollande
ist besser als jedes Säbelrasseln - und nach dem Verlauf des
Gesprächs am Freitagabend zumindest ein kleiner Keim der Hoffnung.
Sollten sie allerdings mit ihrer Mission scheitern, dann ist
vermutlich die letzte Chance für eine nicht-militärische Lösung
dieser Krise dahin.
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