(ots) - "Wir wollen keine neuen Hilfskredite." Das sagte
Griechenlands neuer Premierminister Alexis Tsipras dem stern. Er
steht mitten in den Verhandlungen um die Zukunft seines Landes.
Für ein exklusives Interview hat der stern ihn an zwei Tagen im
Athener Parlament und in seinem Amtssitz, der Villa Maximos,
begleitet. Am morgigen Montag geht es bei den Verhandlungen der
Eurogruppe in Brüssel darum, wie es mit dem ewigen EU-Krisenland
weitergeht.
Tsipras, der 40-jährige Chef vom Chef vom "Bündnis der Radikalen
Linken" (Syriza), ist dialogbereit und optimistisch. "Ich bin für
eine Lösung, bei der alle nur gewinnen. Ich will eine Win-Win-Lösung.
Ich will Griechenland vor einer Tragödie retten und Europa vor der
Spaltung bewahren."
In der Nacht zum Samstag tagte er mit seinem Kabinett bis in die
frühen Morgenstunden. Danach versicherte er: "Statt Geld brauchen wir
Zeit, um unsere Reformpläne zu verwirklichen. Ich verspreche Ihnen:
Dann wird Griechenland in sechs Monaten ein anderes Land sein."
Ende Februar läuft das aktuelle Hilfsprogramm aus. Kommt es nicht
zu einer Einigung mit den öffentlichen Gläubigern von EU,
Europäischer Zentralbank und Internationalem Währungsfonds, stünde
Griechenland vor dem finanziellen Zusammenbruch.
Das Sozialsystem kann die Opfer der Krise kaum noch auffangen. 1,3
Millionen Menschen sind ohne Job, Hunderttausende haben keine
Krankenversicherung mehr. In einem Programm, dass nach den
Berechnungen der Wirtschaftsexperten von Syriza zwölf Milliarden Euro
kosten soll, will Tsipras die schlimmsten Folgen der Krise sofort
lindern. Doch für die Finanzierung ist er auf die
Kompromissbereitschaft der übrigen Euro-Staaten angewiesen. Allen
voran Deutschland.
Sein kurzes Treffen mit Angela Merkel vor vier Tagen beschrieb
Tsipras so: "Ich habe sie als höfliche Frau erlebt. Sie ist nicht so
streng, wie man es nach Veröffentlichungen in der Presse von ihr
erwartet." Vor allem aber schätze er Kanzlerin Merkel als
pragmatische Politikerin ein, die nicht daran interessiert sei,
Europas Zukunft zu gefährden.
"Ich gehe von schwierigen Verhandlungen am Montag aus. Dennoch bin
ich voller Zuversicht", sagte Tsipras mit Blick auf die wegweisende
Eurogruppen-Sitzung am Montag im Fall Griechenland. "Ich schöpfe aus
der Unterstützung des Volkes meine Kraft."
Diese Vorabmeldung ist nur mit der Quellenangabe stern zur
Veröffentlichung frei.
Das ganze Exklusiv-Interview steht am Donnerstag im stern.
Pressekontakt:
Laura-Lena Förster, Mirja Hammer, Niels Kruse
stern.de
040/37034283