(ots) - Griechenlands neuer Staatschef Alexis Tsipras
würde Angela Merkel gerne in seinem Amtssitz empfangen. Im Interview
mit dem stern sagte er auf die Frage, ob er sie einlädt: "Warum
nicht? Wir sind für unsere Gastfreundschaft bekannt. Die Türen stehen
offen."
Trotz dieser freundlichen Offensive will er mit Griechenlands
Geldgebern weiter hart verhandeln. Tsipras sagte, er teile die
Strategie seines Finanzministers: "Wenn du in eine Verhandlung gehst,
willst du nicht den Bruch. Aber du musst den Bruch als Eventualität
im Kopf haben." Das bedeute aber nicht, dass er einen Ausstieg aus
der Eurozone wolle.
Am Freitag läuft ein Ultimatum aus, von dem die weitere
Finanzierung des Staates abhängt. Es soll die Griechen zur
Fortsetzung des Sparprogramms zwingen. Tsipras hingegen verlangt
Zeit, um sein Reformprogramm durchzusetzen. Mittel für die Rettung
des Landes, will er sich unter anderem bei jenen Großunternehmern
holen, die sich in den vergangen Jahren teils mit illegalen Methoden
bereichert haben. Seine Drohung: "Wer in der Krise die Party
weitergefeiert hat, muss jetzt bezahlen. Dafür sorgen wir."
Im stern-Interview sprach der Premier auch über die Möglichkeit,
anderswo im Ausland Geld zu besorgen. Nach seinem Wahlsieg hätten ihn
Russlands Präsident Putin und der chinesische Premier Li Keqiang
angerufen, um zu gratulieren. "Das zeigt, wie viel weltweites
Interesse daran besteht, dass Griechenland den Weg der Stabilität
fortsetzt und zu Wachstum zurückkehrt", so Tsipras. Doch er
versicherte: "Wir haben momentan nur eine europäische Lösung im Kopf.
Wir sind ein Land der Eurozone. Es wäre ein Fehler, diese politische
Einheit aufs Spiel zu setzen."
Zu den Sanktionen, die Russland in der Ukraine-Krise zum Einlenken
bewegen sollen, erklärte er: "Ein Wirtschaftskrieg gegen Russland
bringt nichts. Darüber hinaus sind die Sanktionen heuchlerisch. Wenn
Sie Russland bestrafen, dann müssten Sie alle Länder bestrafen, wo
russische Multimilliardäre ihre Vermögen angelegt haben." Offen ließ
er, ob Griechenland im Ernstfall gegen eine Verlängerung oder
Verschärfung der Sanktionen stimmen würde: "Ich will, dass sich die
EU im Dialog einigt und mit einer Stimme spricht. Aber auch
Griechenland leidet unter den Sanktionen. Russische Touristen bleiben
aus, unsere Agrarindustrie ist betroffen."
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