(ots) - In den Fall Edathy waren deutlich mehr Personen in
Niedersachsen eingeweiht als bislang bekannt. 57 Politiker, Ermittler
und Amtsträger wussten bereits vor den Hausdurchsuchungen bei dem
ehemaligen Bundestagsabgeordneten von dem Verdacht der
Kinderpornografie. Dies geht aus einer Liste hervor, die dem
NDR-Fernsehmagazin "Hallo Niedersachsen" vorliegt. Sie verzeichnet 57
Namen und die unterschiedlichen Wege, auf denen diese Personen
erfahren hatten, dass sich der Name des SPD-Politikers auf einer
Liste im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen des Erwerbs kinder- bzw.
jugendpornografischer Schriften befindet bzw. dass gegen ihn
strafrechtlich ermittelt wird. Dies bezieht sich auf den Zeitraum
zwischen dem 15. Oktober 2013 und dem 10. Februar 2014 - dem Tag der
ersten Hausdurchsuchung bei Edathy.
Laut der "Hallo Niedersachsen" vorliegenden Liste wurde
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius in der zweiten
Oktoberhälfte mündlich durch den Göttinger Polizeipräsidenten Robert
Kruse informiert. Der Generalstaatsanwalt Frank Lüttig wurde laut
Liste am 21. Oktober 2013 durch die Generalstaatsanwaltschaft in
Frankfurt informiert und setzte drei Monate später, am 29. Januar
2014, das niedersächsische Justizministerium in Kenntnis. Die
Opposition im niedersächsischen Landtag hat seit längerem den
Verdacht, dass Edathy aus Niedersachsen gewarnt wurde. Dieser hatte
im Dezember den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Hartmann als
Informanten genannt, der ihn fortlaufend über den Stand der
Ermittlungen informiert habe. Hartmann selbst bestreitet das und ließ
im Januar durch seinen Rechtsanwalt mitteilen, Edathy müsse
Informanten aus Niedersachsen gehabt haben.
Edathy muss sich ab dem morgigen Montag wegen des Verdachts des
Besitzes kinderpornografischer Schriften vor dem Landgericht in
Verden verantworten. Er war für eine Stellungnahme nicht zu
erreichen.
Ausführliche Informationen unter http://ndr.de/niedersachsen
22. Februar 2015 / LL
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