(ots) - VW-Chef Martin Winterkorn hat sich erstmals
ausführlich zur Regelung seiner Nachfolge geäußert. In einem
Interview mit dem Hamburger Magazin stern sagt der
Vorstandsvorsitzende von Volkswagen: "Die Entscheidung, wer einmal
mein Nachfolger wird, ist sicher keine einfache für den
Aufsichtsrat." Der Manager, der im Mai 68 Jahre alt wird, ist der
älteste Chef eines Dax-Unternehmens. Sein Vertrag läuft noch bis Ende
2016.
Ein "richtiges Kochbuch" gebe es für den nächsten VW-Chef nicht,
aber einige wichtige Kriterien: "Ein Volkswagen-Chef muss sicher eine
große Affinität zu unseren Produkten haben", so Winterkorn. "Er muss
eine Nähe zum Kunden haben. Er muss eine Beziehung zu den Händlern
haben, das ist sehr wichtig. Und er muss im Volkswagen-Konzern sicher
eine gewisse Sozialverträglichkeit haben. Es kommt, wie immer, auf
die Persönlichkeit an." Es helfe außerdem, ein Ingenieur zu sein. Der
immer wieder als Kandidat genannte Audi-Chef Rupert Stadler ist
selber Betriebswirt.
Zum Kandidatenkreis zählt Winterkorn offenkundig Herbert Diess und
Andreas Renschler - zwei Topmanager, die er gerade von der Konkurrenz
in den Volkswagen-Vorstand gelotst hat: "Beide Kollegen sind Manager,
die in ihren vorherigen Unternehmen gute Arbeit geleistet haben.
Sonst hätten wir sie nicht geholt." Aber auch unter den internen
Führungskräften seien "mehrere dabei, die den Job genauso gut
könnten", wie er. Der Aufsichtsrat werde "zum richtigen Zeitpunkt
entscheiden". Zu ambitionierte Manager im Konzern warnt er im stern
jedenfalls schon mal: "Bei uns geht es um Leistung, nicht ums
Profilieren."
Ob er selber noch einmal für eine Vertragsverlängerung zur
Verfügung steht, lässt Winterkorn offen: "Man weiß es nie. Mein
Vertrag endet 2016, und es hängt immer davon ab, wie die Situation
ist. Ich hätte mir vor vier Jahren auch nicht vorstellen können, dass
ich bis 69 arbeite."
Zur neuen Konkurrenz von Firmen wie Apple oder Google äußert sich
Winterkorn im stern gelassen: "Angst haben wir nicht. Bei der
Digitalisierung im Fahrzeug und dem Bedienkomfort ist Apple ein
Wettbewerber. Was Autos betrifft, sicher nicht." Der Vorsprung der
etablierten Hersteller sei einfach zu groß. "Für geringe
Geschwindigkeiten und elektrische Autos kann ich mir auch vorstellen,
dass Apple oder Google das hinbekommen. Aber wenn man in den Bereich
jenseits von 100 Stundenkilometern geht, dann muss man schon die
Regeln der Physik und nicht nur die der Digitalisierung beherrschen."
Winterkorn fordert von der Bundesregierung, neben der Autobahn A 9
weitere Versuchsstrecken für autonomes Fahren auszuweisen: "Sonst
droht die Forschung nach Kalifornien abzuwandern." Der VW-Chef greift
die Politik auch wegen des Zustandes der deutschen Infrastruktur an:
"Ich mache mir Sorgen. Wir müssten deutlich mehr für den Erhalt der
Autobahnen tun. Dafür sollte das Geld verwendet werden, das aus der
Automobilbranche in die Staatskasse fließt: Wir sind die größten
Steuerzahler im Land."
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