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Grüne Landwirtschaftsminister fordern: Tierschutzleitlinien für Milchkühe, Konkretisierung des Qualzuchtparagraphen
"Report Mainz", 17. März 2015, um 21.45 Uhr im Ersten

ID: 1187269

(ots) - Grüne Landwirtschaftsminister sehen dringenden
Handlungsbedarf zur Verbesserung der Haltung von Milchkühen in
Deutschland. Christian Meyer (Niedersachsen) erklärt gegenüber
"Report Mainz": "Anzustreben ist, dass EU- und bundesweit
einheitliche Tierschutzanforderungen an die Haltung von Milchkühen
rechtlich etabliert werden", da es diese bisher nicht gebe. Außerdem
wird Niedersachsen, gemeinsam mit Schleswig-Holstein und Hessen, auf
der Agrarministerkonferenz vom 18. bis 20. März in Bad Homburg
beantragen, den § 11 TierSchG im Bereich der Nutztiere zu
konkretisieren. Christian Meyer erklärt: "Niedersachsen will endlich
auch eine Definition von Qualzucht in der Nutztierhaltung, zum
Beispiel von Kühen."

Hintergrund ist die hohe Anzahl von Stoffwechselerkrankungen,
Unfruchtbarkeit und Entzündungen bei Milchkühen. Wissenschaftler wie
der Tierphysiologe Prof. Holger Martens von der Freien Universität
Berlin kommen zu dem Ergebnis, dass die Tiere durch Zucht und
Fütterung auf immer mehr Milchleistung krank werden. In "Report
Mainz" sagt er: "Es ist sicherlich so, dass ein hoher Anteil der
Tiere den Leistungsanforderungen nicht gewachsen ist. Dort, wo viel
Milch produziert wird, haben wir auch hohe Abgangsraten, also
Sterbequoten und Erkrankungsraten. Wenn Sie 4,2 Millionen Kühe haben
und Sie haben eine Abgangsrate von 30 Prozent sind das 1,4 Millionen
Tiere, die pro Jahr die Betriebe verlassen und der größte Teil davon
ist krank."

Laut einer Statistik der Arbeitsgemeinschaft Deutscher
Rinderzüchter (ADR) stieg die Milchleistung pro Kuh und Jahr in den
letzten 50 Jahren von rund 4000 Liter auf rund 8000 Liter, manche
Kühe geben bereits über 10.000 Liter Milch pro Jahr. Im gleichen
Zeitraum fiel die Lebenserwartung der Tiere von durchschnittlich von
8 auf 5,5 Jahre. Eine Milchkuh bekommt im Schnitt nur noch zwei




Kälber.

Die hessische Tierschutzbeauftragte Dr. Madeleine Martin
bezeichnet diese Entwicklung gegenüber "Report Mainz" als Qualzucht
und unterstützt den Antrag der Bundesländer Niedersachsen, Hessen und
Schleswig-Holstein auf eine Konkretisierung des Qualzuchtparagraphen
11 TierSchG. Zudem fordert die Bundestagsfraktion der Grünen in einem
Antrag, der "Report Mainz" vorliegt, die Bundesregierung auf, "eine
tiergerechte Nutztierzüchtung mit einer maßvollen Milchleistung pro
Kuh und einer hohen Lebensleistung statt einer kurzfristigen
Hochleistung als Züchtungsziel zu fördern."

Auf Nachfrage von "Report Mainz" erklärt
Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU): " Es ist
richtig, dass die durchschnittliche Milchleistung der Kühe stetig
angestiegen ist. Jedoch werden Kühe mit höherer Leistung nicht
zwangsläufig häufiger krank." Entscheidend für die Gesundheit der
Tiere ist der Umgang mit den Tieren, das Herdenmanagement." Eine
Reform des Qualzuchtparagraphen hält er aktuell für nicht notwendig,
außerdem sei der Vollzug Sache der Länder.

Agrarwissenschaftler wie Prof. Onno Poppinga von der Universität
Kassel halten die Entwicklung zu immer höherer Milchleistung bei
abnehmender Lebenserwartung der Tiere nicht nur für ein
Tierschutzproblem, sondern auch für unwirtschaftlich. In einer
aktuellen Studie vergleicht er die Betriebsergebnisse konventioneller
Milchviehbetriebe mit rund 50 Betrieben, die nicht auf hohe
Milchleistung hin, sondern auf eine lange Lebensleistung der Tiere
Wert legen und deshalb auch kein Kraftfutter verfüttern. In "Report
Mainz" fasst er die erste Auswertung so zusammen: "Es geht den Kühen
besser. Weil sie gesünder sind, können Sie auch länger im Stall
verbleiben. Es geht den Landwirten besser, sie haben weniger Stress
mit den Kühen. Und - Überraschung - es ist sogar wirtschaftlicher."
Zu erklären sei dieses Ergebnis durch die deutlich geringeren Kosten
bei dieser Milchproduktionsweise, da kein teures Kraftfutter gekauft
werden müsse. So können die Betriebe die geringeren Milchmengen mehr
als ausgleichen.

Weitere Informationen unter www.reportmainz.de. Zitate gegen
Quellenangabe "Report Mainz" frei. Pressekontakt: "Report Mainz",
Tel. 06131/929-33351.


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Datum: 17.03.2015 - 12:17 Uhr
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