(ots) - Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD)
hat die von der griechischen Regierung erhobenen
Reparationsforderungen an Deutschland scharf zurückgewiesen. "Ich
halte es für politisch gefährlich, das Thema gerade jetzt
hochzuziehen", sagt Steinmeier in einem Interview mit dem Magazin
stern. Die Frage von Reparationen sei rechtlich und politisch
abgeschlossen. Steinmeier stelle sich damit auch gegen Ãœberlegungen
des SPD-Vize Ralf Stegner, der sich dafür ausspricht, eine
"Entschädigungs-Diskussion" über die Verbrechen der deutschen
Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs in Griechenland zu führen.
Im stern sagt Steinmeier: "Es bringt doch nichts, gerade jetzt
einen bilateralen Konflikt zwischen Athen und Berlin vom Zaun zu
brechen." Er wolle, dass Griechenland in der Eurozone bleibe. Wer
behaupte, ein Ausstieg Griechenlands sei verkraftbar, der vergesse,
wie das in der Welt wahrgenommen würde. "Das wirkt hilflos", sagt
Steinmeier.
Zur Ukraine sagt Steinmeier dem stern, dass der Hilfsbedarf des
Landes "die Dimension eines Marshallplans" umfassen werde. "Der
Finanzbedarf der Ukraine wird auch uns Europäer auf Jahre belasten".
Es gehe aber nicht nur um Geld, sondern um eine Veränderung der
Strukturen. "Ob die ukrainische Gesellschaft nach über 5800 Toten
wieder zueinanderfinden kann, ist eine offene Frage."
Steinmeier räumt im stern-Gespräch ein, dass es manchmal
enttäuschend sei, nach nächtlichen Verhandlungen nicht zu einem
Ergebnis zu kommen. "Es gibt diese Situationen: Man hat viel Arbeit
in eine wichtige Sache gesteckt, schwierige Partner in
Einzelgesprächen massiert - und dann macht es plopp. Und alles
scheint vergebens." Für Gelassenheit sei dann kein Platz. "Dann
werden Verhandlungen unangenehm, manchmal laut!"
Steinmeier weist im Interview Spekulationen zurück, er könne in
zwei Jahren Joachim Gauck als Bundespräsident nachfolgen. "Wir haben
einen hervorragenden Bundespräsidenten, und ich wünsche mir, dass er
unser Land für eine weitere Amtszeit vertritt". Zu möglichen eigenen
Ambitionen sagt er: "Ich habe noch nicht einmal darüber nachgedacht.
Auch das kommt mit einer gewissen politischen Erfahrung. Man springt
nicht mehr über jedes Stöckchen, das einem hingehalten wird."
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