(ots) - Das "Team Wallraff" hat mit seinen Recherchen über
Missstände in deutschen Jobcentern offensichtlich grundlegende
Probleme offengelegt. Nachdem der Enthüllungsjournalist Günter
Wallraff und sein Reporterkollege Torsten Misler am Montagabend in
der RTL-Reportagereihe die Folgen eines akuten Personalmangels in den
Jobcentern dokumentiert hatten, meldeten sich in kürzester Zeit
Hunderte von Betroffenen, Mitarbeitern und auch Hartz IV-Empfängern
bei der Redaktion. Am heutigen Donnerstag haben sich nun die
Jobcenterpersonalräte mit Bezug auf die "Team Wallraff"-Sendung in
einem Offenen Brief an den Vorstand der Bundesagentur für Arbeit
gewandt. Darin beklagen sie u. a., dass das eingesetzte Personal
nicht ausreiche, um die Aufgaben in den Jobcentern zu bewältigen.
Wörtlich heißt es dort: "Vor allem im Leistungsbereich wird das
Personal regelrecht verheizt. Permanente Überlastung führt zu hohen
Krankheitsraten und einer hohen Fluktuation. Die Befristungspraxis
verstärkt diese Probleme noch. Gleichzeitig werden dem vorhandenen
Personal immer mehr Aufgaben bzw. Arbeitsanweisungen aufgeladen ...
In der Folge wird die Funktionsfähigkeit des Sozialstaats faktisch in
Frage gestellt. Es gelingt immer seltener, allen
Leistungsberechtigten die ihnen zustehenden Mittel rechtzeitig und
verlässlich zur Verfügung zu stellen (von anderen Aufgaben des
Leistungsbereichs ganz zu schweigen)."
Günter Wallraff: "Noch nie in den letzten Jahren habe ich so viele
spontane Reaktionen auf eine Reportage bekommen. Im Minutentakt baten
Betroffene, Mitarbeiter wie Leistungsberechtigte, um Hilfe oder
bestätigten unsere Rechercheergebnisse. All diese Reaktionen und nun
die deutliche Problemanalyse der Jobcenterpersonalräte in ihrem
Offenen Brief an den Vorstand bestätigen uns, dass wir mit unseren
Recherchen die unhaltbaren Zustände in Jobcentern offengelegt haben.
Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, denn der gesamte Auftrag
der Jobcenter muss überdacht und neu ausgerichtet werden, um allen
Betroffenen wirklich gerecht zu werden."
Die Personalräte hoffen nun, dass die Rechercheergebnisse vom
"Team Wallraff" zu nachhaltigen Verbesserungen führen. Vielleicht
biete die Sendung, so heißt es in dem Offenen Brief "ja die Chance,
über grundlegende Probleme endlich konstruktiv ins Gespräch zu kommen
und zu tatsächlichen Änderungen zu gelangen."
Auch das "Team Wallraff" wird berichten. Günter Wallraff: "Sofort
nach der Sendung haben wir ein Gesprächsangebot von Heinrich Alt vom
Vorstand der Bundesagentur für Arbeit bekommen, das wir bereits
angenommen haben und auf das wir gespannt sind."
Bereits am Dienstag hatte das Bundesministerium für Arbeit und
Soziales (BMAS) schriftlich auf eine wiederholte Interview-Anfrage
der "Team Wallraff"-Redaktion an Bundesministerin Andrea Nahles (SPD)
reagiert. Eine Sprecherin des BMAS teilte u. a. mit, dass die
Jobcenter vor Ort über die Ausgestaltung der Betreuungsschlüssel
entscheiden würden. "Das Thema Personalbemessung wird kontinuierlich
weiterentwickelt." Den Vorwurf in der RTL-Reportage, dass viele der
Maßnahmen für Langzeitarbeitslose sinnlos seien (Beispiel: Günter
Wallraff nahm als Tourist getarnt an einem Spaziergang von
Langzeitarbeitslosen mit Lamas teil) wies das BMAS zurück: "Mit
passgenauen Maßnahmen zur Aktivierung, Qualifizierung und Integration
sind Erfolge möglich, besonders durch Verbesserung der persönlichen
Betreuung." Die BMAS-Sprecherin räumte in dem Schreiben an RTL
allerdings die Frustration von Mitarbeitern ein. "Eine Ursache der
Frustration lag in dem hohen Anteil befristet Beschäftigter in den
Jobcentern ... Grundsätzlich lässt sich sagen: Die Arbeit in den
Jobcentern ist herausfordernd und erfährt leider nicht immer die
angemessene Würdigung."
Hinweis: Der Offene Brief kann als PDF-Datei im RTL-Pressezentrum
eingesehen werden.
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