(ots) - War es richtig, dass US-Präsident Barack Obama mit
Terroristen über die Freilassung eines Mannes verhandelte, dem die
Army nun Fahnenflucht und Feigheit vorhält? Die Anklage gegen den in
Afghanistan ausgetauschten Feldwebel Bowe Bergdahl befeuert einen
leidenschaftlichen Streit. Für einige Republikaner ist der 28-jährige
schon vor Prozessbeginn jetzt ein Deserteur, der seine Kameraden
verraten hat. Sie halten Obama vor, er habe nicht nur die Sicherheit
anderer US-Bürger gefährdet, sondern dafür auch noch den Bruch
geltender Gesetze in Kauf genommen. Dabei steht bislang nur fest,
dass sich der damalige Gefreite nach einem Monat in Afghanistan
unerlaubt von seiner Truppe entfernt hat. Dass Bergdahl dabei die
Absicht hatte, zu den Taliban überzulaufen und nicht wieder
zurückzukehren, ist angesichts seiner zwölf Fluchtversuche schwer zu
beweisen. Viel mehr spricht für die Kurzschluss-Handlung eines
überforderten Soldaten, der besser gar nicht erst von der Army
rekrutiert worden wäre. Leider hatten die US-Streitkräfte 2007 kaum
eine andere Wahl, als jeden zu nehmen, der sich freiwillig meldete.
Die Generäle mussten genügend Soldaten für die Kriege in Irak und
Afghanistan finden. Vor diesem Hintergrund sollte es nicht
überraschen, wenn Bergdahl - sofern es überhaupt zu einem Prozess
kommt - am Ende nur eine milde Strafe erhält. Mit den Misshandlungen
in fünf Jahren Taliban-Gefangenschaft ist der junge Mann gestraft
genug für sein Leben. Das politische Gezeter gegen den Präsidenten
ist nicht viel mehr als eine billige Kritik. Natürlich musste sich
das Weiße Haus dafür einsetzen, Bergdahl zurück in die USA zu bringen
- auch wenn es sich in seinem Fall gewiss nicht um einen Helden
handelte. Obamas Fehler bestand darin, dessen Rückkehr vor zehn
Monaten im Rosengarten zu verkünden. Er hätte es besser bei einer
Pressemitteilung belassen.
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