(ots) - Eine israelische Karikatur brachte es schon früh
auf den Punkt: Vor einem Wald aus Ölbohrtürmen versichern zwei
Mullahs, dass sie unbedingt die Atomkraft bräuchten, um die
Energieversorgung Irans sicherzustellen. Mit rund 18 Milliarden
Tonnen verfügt die Islamische Republik über die drittgrößten
Erdölreserven der Welt. Von seiner jährlichen Fördermenge führt das
Gründungsmitglied der Organisation Erdöl exportierender Länder etwa
drei Fünftel aus. Aber das allein wäre noch kein Grund, ihm
Atomenergie vorzuenthalten. Jeder weiß, dass fossile Energieträger
endlich sind - warum also nicht rechtzeitig Alternativen auftun? Und
auch andere Erdöl fördernde Länder nutzen die Atomkraft, zivil wie
militärisch: die USA, Großbritannien, Russland etwa. Nein, das
Misstrauen rührt natürlich daher, dass die Islamische Republik Iran
auch unter dem sich gemäßigt gebenden Präsidenten Ruhani eine
knallharte Diktatur ist. Die mischt aktiv in diversen Konflikten mit
- Libanon, Syrien, Irak, nun auch Jemen. Ihren unverhältnismäßig
großen Militär- und Sicherheitsapparat rüstet sie mit Hilfe finsterer
Regimes wie Nordkorea hoch. Und die Vernichtung des jüdischen Staates
ist nach wie vor Teil ihrer Staatsdoktrin. Angesichts dessen sollte
man jene, die lieber Kontrolle statt Kompromisse wollen, nicht gleich
als "Hardliner" und "Kriegstreiber" abqualifizieren - weder den
israelischen Premier Netanjahu noch die Republikaner im US-Kongress.
Erst einmal ist zu beweisen, dass die Welt durch einen Vertrag mit
dem Mullah-Regime, der dann wohl auch ein Ende diverser Sanktionen
beinhalten müsste, tatsächlich sicherer wird. Denn eine Atommacht ist
Iran längst: Seit 2011 hat das Land die Zahl seiner Uran-Zentrifugen
mehr als verdoppelt, es sitzt auf 8000 Tonnen leicht angereichertem
Uran. Beides ist Verhandlungsmasse in den laufenden Gesprächen - und
es ist gut, dass es zumindest einen Konsens gibt: Keine Einzellösung
gilt, solange nicht das komplette Paket geschnürt ist. Aber selbst
dann kauft man sich ja nur Sicherheit für die nächsten zehn,
höchstens 15 Jahre. Nicht nur Israel, auch die Golfstaaten werden das
mit weiterer Hochrüstung quittieren. Das absolut berechtigte
Misstrauen gegenüber Iran wird erst weichen, wenn aus der Islamischen
Republik eine islamische Demokratie geworden ist. Solange wird es
beim scharfen Mix aus Angeboten und Sanktionen bleiben müssen - immer
und immer wieder.
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